Reaktionen auf Biffars Rede:Von "unterirdisch" bis "voll daneben"

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Die verbale Attacke von Jürgen Biffar beim Germeringer Wirtschaftsempfang auf SPD und Grüne blieb nicht ohne Antwort. Nach einer Art kurzer Schockstarre kam die Retourkutsche der Angesprochenen, die nicht minder scharf ausfiel.

"Das ist hier nicht der richtige Ort, um das zu diskutieren, darüber reden wir im Stadtrat", sagte Grünen-Fraktionschefin Agnes Dürr der SZ im Anschluss an Biffars Rede spürbar verärgert. In Zusammenhang mit der Themenwahl setzte Dürr noch einen verbalen Konter drauf: "Anständig war das nicht." Oberbürgermeister Andreas Haas und Wirtschaftsverbandschef Biffar hatten den Empfang genutzt, um offensichtlich in Sachen Post-Niederlassung argumentativ Ping-Pong zu spielen. Denn auch der OB hielt mit seiner Sympathie für die Post-Ansiedlung nicht hinter dem Berg.

Die Zahl der Auspendler aus Germering habe sich seit dem Jahr 2008 um 3000 auf 14 000 erhöht, hob er hervor. In Fürstenfeldbruck und Dachau etwa würde jeder dritte Einheimische am Ort Arbeit finden, in Germering gelinge dies nur jedem Sechsten. "Mehr Verkehr gilt für jede Ansiedlung", sagte Haas und betonte auch positive "fiskalische Effekte" bei der Gewerbesteuer. Darüber hinaus käme zusätzliche Kaufkraft mit der Post in die Stadt. Die Gewerbesteuereinnahmen pro Kopf sind in Germering tatsächlich nur halb so hoch wie in der Nachbarstadt Puchheim. Ob die steigende Kaufkraft durch künftige Post-Mitarbeiter daran aber wesentlich etwas ändert, bezweifeln die Gegner der Post-Ansiedlung. Fakt ist aber auch, dass es vielen Einzelhandelsgeschäften in Germerings Ortsmitte nicht gerade überragend geht. Nach wie vor kaufen Tausende Germeringer, die in München arbeiten, auch dort ein. Viele Millionen Euro Kaufkraft fließen regelmäßig nach München ab.

An den Argumenten des OB hatte SPD-Stadträtin Cathrin Rausch erst einmal nichts auszusetzen. Den Redebeitrag von Biffar fand sie jedoch "voll daneben". Die Angelegenheiten seien bisher noch nicht einmal Thema im Stadtrat gewesen, ärgerte sich Rausch uns stellte klar: "Eine Entscheidung fällt nicht beim Wirtschaftsempfang der Stadt." Sepp Dürr, ehemaliger Germeringer Gemeinde- und Stadtrat und langjähriger Landtagsabgeordneter der Grünen, machte ebenfalls seinem Unmut Luft und bezeichnete den Auftritt Biffars als "unterirdisch".

Zum Wohlfühlen gab es an diesem Abend am Ende aber dennoch etwas. Die amerikanische Versteigerung des Gemäldes von Martina Dörzbach mit der prägnanten Sonnenblume in der Mitte erbrachte zu Gunsten von Obdachlosigkeit bedrohter Germeringer Kinder 669 Euro. Ein anonymer Spender erhöhte diesen Betrag sogar noch auf tausend Euro. Gewinner des Bildes war übrigens Jürgen Biffar. kwg

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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