Raumluftfilter:Leserbriefe

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Zu "Abwarten ist keine Strategie" und "Dicke Luft" vom 7. Juli sowie "Skepsis gegen Luftreiniger" (12. Juli):

Offene Fenster als Alternative

Wir sind Schüler der 9. Klasse im M-Zweig an der Kerschensteiner Mittelschule in Germering. Und von dem Artikel "Abwarten ist keine Strategie" fühlen wir uns persönlich betroffen, aus diesem Grund möchten wir dazu Stellung nehmen. Wir finden es gut, dass sich Frau Batzer so für die Jugendlichen einsetzt und eine Art Entschädigung für die verlorene Jugendzeit während der Covid-19 Pandemie fordert. Aber wir können der Behauptung, Homeschooling ist so sinnvoll wie Ferien, nicht zustimmen, da wir selbst lange Homeschooling hatten. Als erstes möchten wir darauf hinweisen, dass ihre Behauptung so nicht ganz richtig ist. Homeschooling gleich Ferien gleich Faulenzen und Nichtstun? Warum haben viele Schüler trotz Homeschooling ihre Abschlussprüfung geschafft? Als Schüler der KSG dürfen wir sagen, dass Homeschooling die beste Option von allen war. Ganz sicher haben wir im Distanzunterricht viel gelernt. Vor allem in den Fächern Deutsch und Mathematik hatte man viel Zeit, Neues zu vertiefen. Schlussendlich kommt es immer auch auf die Motivation des Lehrers und der Schüler an.

Als nächstes möchten wir erwähnen, dass wir natürlich einen sicheren Unterricht ab Herbst benötigen, aber ohne jegliche Grundlage Luftfiltern kaufen? Warum sollte man denn Geld für eine Lösung ausgeben, obwohl noch nicht klar ist, dass das auch eine Lösung ist? Auf jeden Fall ist es besser, erst einmal abzuwarten, bevor man Steuergelder ausgibt. Das hat nichts mit mangelnder Vorbereitung für das nächste Schuljahr zu tun, sondern mit einer überlegten Vorgehensweise des Herrn Karmasins. Abschließend ist festzustellen, dass wir im Homeschooling fast genauso viel gelernt haben wie im Präsenzunterricht und man braucht auch nicht unbedingt Raumlüfter, die Fenster sind bei uns permanent offen, auch wenn es im Winter manchmal sehr kalt war.

Klasse 9Ma, Kerschensteiner Mittelschule, Germering

Förderungsfähige Anlagen

Im Ziel sind sich ja alle einig: Voller Präsenzunterricht in den Schulen und Regelbetrieb in den Kitas! Dazu muss das Ansteckungsrisiko durch Aerosol-Übertragung so weit möglich minimiert werden. Der vom bayerischen Kabinett samt finanziellem Anreiz beschlossene Druck auf die Kommunen, bis zum Herbst alle Klassenzimmer und Kindergärten mit Luftfiltern auszustatten, erübrigt jedoch nicht das Lüften im Winter. Somit werden die befürchteten massenhaften Erkältungen nicht verhindert.

Es gibt Alternativen, die nicht nur gegen den Covid-Virus wirken, sondern nachhaltig das ganze Jahr über ein gutes gesundes Raumklima und damit eine förderliche Lernatmosphäre schaffen. Über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ist der Neueinbau raumlufttechnischer Anlagen in Einrichtungen für Kinder unter 12 Jahren bis zu 80 Prozent förderungsfähig. Mobile Geräte sind ausdrücklich ausgeschlossen. Es gibt dazu ein Pilotprojekt in Olching. Auch in Puchheim ist man daran interessiert. So würden Steuergelder längerfristig wirksam eingesetzt.

Die Staatsregierung argumentiert, solche stationären Anlagen ließen sich nicht bis zum Herbst installieren. Ist es nicht genauso illusionär, flächendeckend allein für Bayern nahezu 100 000 mobile Luftreiniger beschaffen zu wollen? Vielerorts dürfte zudem die Stromversorgung in den Gebäuden nicht ausreichen. Sollte die Inzidenz im Winter wieder steigen, dürfte ein wirksames Testsystem weitaus schneller flächendeckend einsetzbar sein, um auch weitere Ansteckungsmöglichkeiten zu erfassen.

Walter Ulbrich, Puchheim

Nicht mehr zu tolerieren

Es ist einfach nicht mehr zu verstehen und auch nicht mehr zu tolerieren. Seit gut einem Jahr gibt es aus Fachkreisen und in Talkshows mit Fachleuten die Aussage, dass mit entsprechenden Lüftergeräten die Virenlast in Klassenzimmern erheblich reduziert werden kann und damit nur noch eine geringe Ansteckungsgefahr gegeben ist. Und nun sprechen Landräte und Kommunalpolitiker von Scheinsicherheit, von psychischer Beruhigung der Bevölkerung, von ungeklärten Zuständigkeiten zwischen Land und Kommunen, von ungeklärtem Bedarf an Geräten, von überraschendem und unabgestimmten Vorgehen der Landesregierung, vom Schwarzen-Peter-Spiel und nicht zuletzt davon, dass das Land eine Bringschuld habe. Leider ist keine Silbe zu davon zu lesen, wie die Verantwortlichen bei absehbarer Steigerung der Inzidenz im Herbst einen Präsenzunterricht sicherstellen wollen. Sind das wirklich die Politiker die wiedergewählt werden wollen? Man kann nur noch verzweifeln oder resignieren.

Walter Tesche, Olching

© SZ vom 14.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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