Rathausneubau:Der Gemeinderat spielt brav mit

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Kein Raum- und Finanzierungskonzept: Trotzdem beschließt das Gröbenzeller Gremium einstimmig den Abriss des Gebäudes aus den 1970er Jahren. Bürgermeister Martin Schäfer und Vize Martin Runge scheinen die Kommunalpolitiker ganz gut im Griff zu haben

Von Gerhard Eisenkolb

So etwas muss man sich erst mal trauen. Da beschließt der Gröbenzeller Gemeinderat zuerst einstimmig den Umzug aus dem alten Rathaus in angemietete Räume eines Bürohauses. Nun folgt als zweiter Schritt die ebenfalls einstimmige Entscheidung, die sanierungsbedürftigen Rathausgebäude abzureißen. Das alles geschieht, obwohl bisher nur eine grobe Kostenschätzung und noch überhaupt keine konkrete Planung vorliegt. Das alles geschieht, obwohl ein ausgefeiltes Raumkonzept ebenso fehlt wie ein Finanzierungskonzept. Über das Raumkonzept und ihre Sonderwünsche sollen sich die Gemeinderatsfraktionen in den Sommerferien erst noch Gedanken machen. Quasi als politische Hausaufgabe. Obwohl es vernünftig ist, das künftige Rathaus mit Veranstaltungsräumen für die Bürger zu öffnen, könnte ein solches Wunschkonzert die schon jetzt mit 1o,5 Millionen Euro bezifferten Neubaukosten noch einmal kräftig in die Höhe treiben.

Bei einer solchen Vorgehensweise könnte einem schon schwindlig werden. Bedenken gibt es in der entscheidenden Sitzung vor der Sommerpause ausschließlich unter den Zuhörern. Der Gemeinderat ist zumindest konsequent und bleibt einstimmig seiner Linie treu. Mit diplomatischem Geschick gelingt es sogar, das lange für das Gremium typische Abgleiten in die üblichen politischen Zänkereien zu vermeiden. Der heiße Sommerabend im Rathaus zeigt aber auch, wie sehr sich die Kommunalpolitiker ohne Not in Zugzwang setzten. Da die Zeit drängt, muss vor allem schnell entschieden werden. Nach dem neuen Credo hat eines Vorrang: Es gilt um jeden Preis, den nur grob vorliegenden Zeitplan einzuhalten und jede Verzögerung zu vermeiden. Das kann gut sein und gut gehen. Das kann aber auch bedeuten, dass ohne ausreichende Informationen aus dem Bauch heraus Beschlüsse gefasst werden.

Das neue Führungsduo im Rathaus - die Freunde und Bürgermeister Martin Schäfer und Martin Runge - haben den Gemeinderat ganz gut im Griff. Das gelingt ihnen auch deshalb, weil sie Sitzungen mit Themen überfrachten und Informationen und Unterlagen möglichst lange zurück- und knapp halten. In einer öffentlichen Sitzung Themen wie den Rathausabriss und das Jahrhundertprojekt Bahnhofstraße West zu behandeln, ist eine Zumutung.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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