Rathaus Fürstenfeldbruck:Parteien suchen OB-Kandidaten

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Amtsinhaber Klaus Pleil bei seinem kurzen Grußwort auf dem Neujahrsempfang der Stadt im Januar. (Foto: Günther Reger)

Nachdem die Chancen auf eine Rückkehr von Klaus Pleil sinken, wird ein Dilemma immer klarer: Die CSU hat Erich Raff oder Andreas Lohde, die SPD Philipp Heimerl - nur die BBV hat noch niemanden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Parteien und Fraktionen in Fürstenfeldbruck bereiten sich auf eine vorgezogene Wahl des Oberbürgermeisters vor. Vor allem für die BBV, für die Klaus Pleil 2014 einen regelrechten Erdrutschsieg eingefahren hatte, könnte dies zum Problem werden. Sie will in jedem Fall einen aussichtsreichen Kandidaten ins Rennen schicken. Wer das sein könnte, ist bislang aber völlig offen.

Vieles deutet darauf hin, dass der 53-Jährige, der sich seit seiner Herzattacke im August 2015 zwar wieder ins Leben zurückgekämpft hat, aber immer noch unter den Folgen leidet, innerhalb der nächsten sechs Monate nicht in sein Amt zurückkehren kann. In einem Gespräch mit der Familie hat der Amtsarzt offenbar eine eher negative Prognose abgegeben. In den nächsten Tagen oder Wochen wird mit der Vorlage des schriftlichen Gutachtens gerechnet, dann könnte der Stadtrat den seit mehr als einem Jahr krank geschriebenen Oberbürgermeister per Mehrheitsbeschluss als nicht dienstfähig einstufen und ihn damit von seinen Aufgaben entbinden. Bis zum Ende der regulären Amtszeit würde Klaus Pleil noch die vollen Bezüge erhalten, danach ein Übergangsgeld. Für den Bezug einer Pension war die Amtszeit zu kurz. Sofern der 53-jährige BBV-Politiker nicht Einspruch einlegt, würde die zuständige Stelle am Landratsamt den Termin für die Neuwahl festlegen - binnen dreier Monate. Dies erfolge in solchen Fällen grundsätzlich in Absprache mit der Kommune, so Robert Drexl, Leiter der Kommunalaufsicht. Auch er hofft auf eine einvernehmliche Lösung im Sinne aller Beteiligten. Sollte der amtierende Oberbürgermeister freilich Einspruch gegen den Stadtratsbeschluss einlegen, könnte es sich viele Monate hinziehen. Unter Umstunden müsste das Verwaltungsgericht entscheiden.

Mit der Vorlage der schriftlichen Gutachten-Fassung rechnet zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) in den nächsten Tagen. Jeder habe zwar mit einer solchen Entwicklung gerechnet, "aber nicht damit, dass das jetzt so schnell geht". Ähnlich äußerte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Philipp Heimerl: "Es tut mir wirklich sehr leid für Klaus Pleil, er hat viele Projekte auf den Weg gebracht. Aber immerhin scheint die Hängepartie bald zu Ende zu sein." Für die Stadt sei es wichtig, Klarheit zu bekommen. Raff kündigte an, die Angelegenheit nun "in aller Ruhe mit der Familie Pleil und auch mit der BBV" zu besprechen. Sollte Klaus Pleil keine Einwände erheben, dann könnte sich der Stadtrat in der Sitzung am 13. Dezember mit der Expertise beschäftigen und möglicherweise bereits den entsprechenden Beschluss fassen. Die nächste in Frage kommende Sitzung ist am 31. Januar. Raff rechnet damit, dass sich die ganze Angelegenheit "schon noch ein paar Monate hinziehen" wird.

Sollte es zu einer Neuwahl kommen, so würde Raff nur kandidieren, falls der CSU-Orts- und Fraktionsvorsitzende Andreas Lohde zuvor seinen Verzicht erklären würde. CSU-intern wäre das keine Überraschung, werden Lohde doch Ambitionen auf ein Landtagsmandat nachgesagt. "Lohde ist zunächst einmal unser Kandidat, und ich würde gegen ihn keinen CSU-internen Wahlkampf führen", so Raff. Lohde war am Montag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Offen ist, ob Markus Droth (CSU) nach seiner gescheiterten Kampfkandidatur gegen Lohde vor der zurückliegenden Kommunalwahl erneut Interesse bekunden wird. Raff, 63, macht keinen Hehl daraus, dass er das Amt an der Spitze der Stadt als eine durchaus "interessante Tätigkeit" betrachtet. Philipp Heimerl (SPD), 27, sieht das sehr ähnlich. Nach seiner Wahl 2014 rückte der Assistent des SPD-Landtagsabgeordneten Herbert Kränzlein schnell zum Fraktionsvorsitzenden auf. In Reihen der Sozialdemokraten ist zurzeit kein Politiker in Sicht, der ihm Konkurrenz machen könnte.

Noch kein Kandidat zeichnet sich bei der BBV ab, immerhin der nach der CSU zweitstärksten Fraktion. Fraktionschef Klaus Quinten rechnet damit, dass das Thema erstmals bei der Klausurtagung am Samstag erörtert wird. Ganz sicher werde man sich nicht darauf beschränken, einen symbolischen "Zählkandidaten" ins Rennen zu schicken. Neben Karl Danke wird vor allem der Lehrer und Biologe Christian Götz gehandelt. Ob dieser mit zwei kleinen Kindern überhaupt ein so zeitraubendes Amt übernehmen würde, müsse aber auch noch geklärt werden, so Quinten.

Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler ließ am Montag offen, ob sie erneut für das OB-Amt kandidieren würde: "Da sage ich nichts dazu." Am Montagabend werde man sich auf der Fraktionssitzung wohl erstmals mit der Angelegenheit beschäftigen. Ihr sei vor allem wichtig, dass die sehr gute Arbeit Pleils in seinem Sinne fortgesetzt und der "Wandel in der Stadt" aufrecht erhalten werde.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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