Puchheims CSU und ihr Festredner:Jeder blamiert sich, so gut er kann

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Der Auftritt des Klimaskeptikers Edgar Gärtner bei der Puchheimer CSU stößt auch bei den SZ-Lesern auf Skepsis. Sie schreiben von Ignoranz und Schwachsinn. Dazu gibt es eine Einladung zum Pfifferling-Essen

Leserbriefe zu den Artikeln: "Plädoyer für Kernkraftwerke und Glyphosat" und "Die Idee finde ich gar nicht so schlecht" (23. und 24. Januar)

An der Einstellung von Herrn Gärtner (siehe auch Internetauftritte) ist nicht zu zweifeln. Seine Rede in Puchheim ist wohl korrekt wiedergegeben. Auf diese Rede zu reagieren, ist unnötig. Jeder blamiert sich, so gut er kann. Es sei denn, die Puchheimer CSU ist einem eifrigen Lobbyisten aufgesessen. Aber dass die CSU durch Herrn Hammer auch noch Verstärkung liefert, lässt mich langsam verzweifeln wegen der Ignoranz gegenüber den sichtbaren Ergebnissen menschlichen Handelns. Oder ist dabei Dummheit im Spiel oder doch Methode? Wenn auch noch die Bundestagsabgeordnete der CSU mit der gleichen Haltung zitiert wird, kommt mir der Verdacht: Wächst da vielleicht eine Abgeordnete in die Rolle einer Lobbyistin der Chemischen Industrie hinein? Jürgen Wrede, Germering

Trump-Niveau

Jetzt wissen wir also, warum die CSU Puchheim Edgar L. Gärtner als Festredner eingeladen hat. Da überrascht es nicht, dass Markus Hammer in der Sache etwa auf dem Niveau argumentiert wie Donald Trump zum Umweltabkommen von Paris. Beispiel Glyphosat: Was Jahrzehnte eingesetzt wurde, könne nicht plötzlich "des Teufels sein." Erinnert sich der CSU-Chef nicht daran, wie lange etwa Asbest bei uns als unbedenklich gegolten hat? Sollte die CSU für den Empfang 2019 wieder "etwas Neues" suchen, hier unser Vorschlag: Verzicht auf den Empfang, Stiftung der Kosten für ein Umweltprojekt, etwa für die Suche nach einem Endlager für den Atommüll. Zum Ersatz laden wir Katrin Staffler und Markus Hammer zu Wildschweinbraten mit Pfifferlingen ein - alles aus Oberbayern. Dann können die Gäste auch 33 Jahre nach Tschernobyl locker ihr "Strahlungsoptimum" erreichen. Uta und Stefan Probst, Puchheim

Schwachsinnsuniversum

Dass ich das noch erleben darf! Vor über 30 Jahren - ich war gerade MdL - futterte der damalige Umweltminister Dick unter Beifall von FJS kontaminiertes Milchpulver, um zu belegen, dass wir von Tschernobyl nichts zu befürchten hätten. Und jetzt, ich bin mit meinen 70 Lanzen nur noch Pensionär, leitet offenbar die Puchheimer CSU die von Dobrinth geforderte konservative Revolution schwunghaft mit einem Gastredner ein, der in Tschernobyl ein Paradies für Wildtiere sieht, in Hiroshima Überalterung der von der Atombombe betroffenen Bevölkerung erkennt und moderate radioaktive Strahlung in Fukushima als nahezu altersfördernde Lebensverlängerung sieht? Wer ist da verrückt? Die 68er oder die heutigen "Konterrevoluzzer"? Lässt da nicht nur die konservative Dobrinth-Revolution grüßen, sondern auch Trump? Alternative Fakten? Eins plus eins deuten wir jetzt nicht mehr mathematisch im Ergebnis mit zwei? Nein, wir machen politisch einfach mal 27 draus? Und Wasser fließt demnächst nach Beschluss der CSU (nur Puchheim´s) - ganz im Sinne Dobrinths (?) - revolutionär den Berg rauf, weil die CSU das politisch beschließt? Dazu noch jeder von uns ein kleines Kernkraftwerk im Garten statt Fotovoltaik auf dem Dach? Das kann man ja angeblich bei Toshiba kaufen! Und unsere Energieversorgung ist sauber, wie Fukushima und Tschernobyl und Hiroshima.

Ob da die Japaner und Russen / Ukrainer keinen Vogel bekommen ob solcher Ratschläge? Ich erinnere mich angesichts dessen mit Grausen an mein Maschinenbaustudium und die damalige offizielle Lehre von der Berechnung der Abgase im Kamin-Ausstoß: Das sei zu vernachlässigen, da jeder einzelne Kamin gegen die Atmosphäre unendlich klein sei, oder diese umgekehrt unendlich groß. Die vertrage rein mathematisch unseren Dreck. Das sollen wir nun auf Empfehlung der CSU (nur Puchheim´s ?) jetzt wohl auf die Radioaktivität anwenden? In welchem Schwachsinnsuniversum drohen wir demnächst noch zu landen? Machen wir jetzt Umwelt-, Energie- und Gesundheitspolitik mittels Verdrehung aller Erkenntnisse der vergangenen 100 Jahre? Trumpen wir jetzt weltweit, allen voran in Bayern? Alfred Münch, SPD-Stadtrat Olching

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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