Puchheim:Kritik an Umweltpolitik

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Günen-Politiker Marin Runge kritisiert "widersinnige" Projekte

Von Julia Bergmann, Puchheim

Dass der Landkreis seine selbst gesetzten Klimaziele bis 2030 erfüllen kann, hält Landtagsabgeordneter, Kreis- und Gemeinderat Martin Runge (Grüne) für äußerst unwahrscheinlich. Das verdeutlicht der Grünen-Politiker auf der Kreisversammlung seiner Partei am Mittwochabend in Puchheim vor etwa 25 Mitgliedern. Schon im November 2007 hatte der Kreistag mit großer Mehrheit beschlossen, die Energieversorgung im Landkreis bis 2030 komplett aus regenerativen Quellen zu stemmen. "Davon sind wir weit entfernt", sagt Runge. Auch das Ziel des Bundes, die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 55 Prozent zu reduzieren, werde Fürstenfeldbruck nur schwer erreichen. Dazu fehlten noch 40 Prozent.

Während seines Vortrags verweist Runge auf die aktuelle CO2- und Energieemissionsbilanz für den Landkreis, die zwar je nach Kommune unterschiedlich ausfällt, aber trotzdem an der Hauptaussage nichts ändert: Wenn die Erderwärmung nicht fortschreiten soll, müsse sich in der Klima- und Umweltpolitik vieles ändern. Runge erinnert an das Ziel des Pariser Klimagipfels, die Erderwärmung auf ein maximales Plus von 1,5 Grad zu beschränken. Ein Wert der damals ohnehin schon nach oben korrigiert worden war. 2010 sprachen die Vereinten Nationen noch von einem maximalen Plus von einem Grad. "Wir sind jetzt schon bei 1,2 Grad Celsius", sagt Runge. "Da ist kein großer Puffer mehr."

Umso verärgerter zeigt er sich darüber, dass sich die Politik lediglich mit Kleinigkeiten in den Kampf gegen den Klimawandel einbringe, diese dann aber mit großen Projekten wieder konterkariere. Mit Verweis etwa auf das von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angedachte 365-Euro-Ticket findet Runge: "Kleine Schritte sind wichtig, aber wenn auf der anderen Seite der Landkreis so blödsinnige Dinge macht, wie Ortsumfahrungen zu propagieren, bringt das nicht viel." Mit der Olchinger Süd-West-Umfahrung etwa wird laut Runge nicht nur wertvolle Landschaft zerstört. Man müsse auch annehmen, dass es sehr viel häufiger zu Hochwasser in dem ohnehin schon stark betroffenen Gebiet komme und dass der Lebensraum vieler dort beheimateter Arten zerstört wird. "Die tatsächliche Entlastung ist gering", so Runge. Man müsse viel mehr befürchten, dass die Umfahrung deutliche mehr Verkehr anzieht. Runge rechnet mit einem Plus von tausenden Autos in Olching.

Kritik gibt es von dem Grünen auch an der MVV-Reform. Diese sei nicht geeignet, die Menschen in Massen vom Auto auf die Schiene zu bringen und damit CO2-Emissionen in einem spürbaren Maß zu reduzieren. "Es ist absolut widersinnig, was da passiert", findet er. Rein rechnerisch würden vielleicht 70 Prozent der Fahrgäste von der Reform profitieren, also günstiger fahren als bisher. "Nur was bringt das, wenn sich die Vergünstigungen im Promillebereich bewegen, die Erhöhungen aber 70 Prozent des früheren Preises ausmachen?", fragt Runge in die Runde. Der Gröbenzeller hatte, nachdem die Einzelheiten der Reform bekannt geworden waren, die Preisveränderungen für Pendler aus dem Landkreis verglichen und festgestellt, dass diese größtenteils schlechter dastehen werden als bisher. Für Autofahrer sei die Reform also kein echter Anreiz, um auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen.

Runge führt an diesem Abend viele derartige Beispiele ins Feld, die er als verfehlte Umwelt- und Energiepolitik bewertet. Er kommt zum Schluss: "Wir brauchen noch viel mehr Grüne in den Parlamenten, um uns besser durchsetzen zu können." Die äußerst guten Umfragewerte für seine Partei seien schon ein hoffnungsvoller Vorbote. "Aber wir werden uns in den letzten Wochen vor der Wahl deshalb sicherlich nicht ausruhen", sagt der Grüne, der auch dieses Jahr wieder als Direktkandidat antritt. Auch im Hinblick auf die Wahl, appellierte er an die versammelten Mitglieder, sich gegen die zunehmende "Angstmache und Hetze" von rechts einzusetzen.

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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