Projekt von VHS und Brucker Forum:Rein ins Gefühl

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Tänzerisches Gefühl erleben und sich ausdrücken können, das will das Tanzprojekt seinen Teilnehmerinnen vermitteln. (Foto: Günther Reger)

Ein Ü55-Tanzprojekt lehrt Frauen sich durch Bewegung auszudrücken

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Frauen bewegen sich zur Musik. Sie gehen im Raum herum, strecken die Arme nach oben und dann nach unten. Ausdruckstanz ist das noch nicht, aber es gilt am Schnuppertag im VHS-Kursraum in Fürstenfeld mit Tanzlehrerin Chetan Klara Bosák auch erst einmal, einige Grundformen tänzerische Bewegungen kennenzulernen. Es sind weitgehend die aufgerufenen Frauen im Golden-Age-Alter - Ü55 - zum Tanzprojekt Dance First gekommen. Sie lassen sich spürbar auf die Kommandos von Bosák ein und bewegen sich, so frei sie es können. "Strecken und einen 180-Grad-Sprung", sagt die Kursleiterin "und dann ins tänzerische Gefühl reingehen."

Das tänzerische Gefühl erleben und sich ausdrücken können, sind die Grundziele des Tanzprojektes, das die Brucker VHS und das Brucker Forum zusammen mit der Tanzlehrerin und Tanztherapeutin Bosák erarbeiten möchte. Sie betreibt in Türkenfeld das Tanzstudio Ammersee für Tanz, Körper und Bewusstsein. Der Weg dorthin wird länger dauern. Doch die 18 Frauen wollen ihn mitgehen. Ein dreitägiges Tanzseminar ist für Ende Mai vereinbart worden und weitere Sonntagstermine im Juni und im Juli. Im zweistündigen Schnupperkurs konnte Bosák nur einige Grundelemente des Ausdrucktanzes behandeln. Sie lehnen sich an Pina Bausch an, die den Ausdruckstanz weltweit verbreitet hat. Aber auch Rudolf von Laban spielt bei Bosák eine wichtige Rolle. Der ungarische Tänzer und Tanzchoreograph hatte wichtige Impulse für den Ausdruckstanz gegeben. Von Laban, der sechs Kategorien der Bewegung entwickelte, setzte dabei vor allem Körper und Raum in eine Beziehung. Er schuf für Kinder, aber auch für ältere Altersklassen tänzerische Ausdrucksformen.

Für die meisten Teilnehmerinnen der Schnuppergruppe waren diese Kategorien des Ausdruckstanzes noch neu. Aber Bosák ist sehr erfreut über die Resonanz bei den Frauen und dass deren Bereitschaft besteht, weiterzumachen. Die Teilnehmerinnen haben sich gegenüber Neuem sehr offene gezeigt und seien alle körperlich sehr fit gewesen. Auch eine Frau mit künstlicher Hüfte war dabei gewesen. Männer waren nicht dabei, nicht mal ein sogenannter Quotenmann. Doch - ein Mann war gekommen, als er jedoch hörte, dass er seine Straßenschuhe vor der Tür lassen sollte, sei er wieder gegangen. "Mit den Männern das ist speziell in Deutschland so", sagt Bosák, basierend auf langjährigen Erfahrungen. Die stimmen nachdenklich: "Der deutsche Mann tanzt nicht." Männer aus anderen Ländern sind da tanzbereiter. Die brasilianischen Fußballer würden sogar nach einem Tor eine Tanzeinlage einlegen. Schon gar nicht möchte sich ein deutscher Mann mit Ausdruckstanz beschäftigen. Anders wäre das in der Psychosomatik, wo Bosák auch als Tanztherapeutin tätig ist. "Wenn sie erst einmal dabei sind, finden sie es gut."

Einigen Frauen war das Tanztempo in der Aussprache noch zu langsam gewesen. "Mit der Zeit werden wir uns langsam und schnell bewegen", versprach die erfahrene Tanzlehrerin: "Wir bauen das mit dem gemeinsamen Körpertraining auf." Die Entwicklung einer gemeinsamen Choreografie soll in der Gruppe dann im Drei-Tage-Kurs begonnen werden.

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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