Pro-Kommentar:Brandschutz ist keine Schikane

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(Foto: SZ)

Das Landratsamt hat Holzmöbel aus Asylunterkünften entfernen lassen. Das nur als Triezen der Bewohner zu qualifizieren, ist falsch

Von Andreas Ostermeier

In den vergangenen zwei Jahren hat es mindestens viermal in Asylbewerberunterkünften im Landkreis gebrannt. Meist sind die Brände in der Küche entstanden, weil jemand sich Essen heiß gemacht und dann den Topf auf dem Herd vergessen hat. Einmal ist das Feuer in einem Lagerraum ausgebrochen. Durch die Brände haben mehrere Bewohner der Asylunterkünfte und Helfer Rauchgasvergiftungen erlitten, mindestens einmal musste die Unterkunft komplett geräumt werden. Vorkehrungen, die solche Brände verhindern oder deren Folgen minimieren, sollten deshalb nicht einfach abgelehnt werden.

Zu diesen Vorkehrungen kann auch das Entfernen von Mobiliar gehören, das leicht entflammbar ist oder eine starke Rauchentwicklung begünstigt. Deswegen gibt es in öffentlichen Gebäuden, in Schulen oder auch in vielen Büros Möbel, die nur schwer entflammbar sind. Das ist nicht Schikane, sondern Vorsicht. Wo sich viele Menschen aufhalten, können in einem Brandfall auch viele zu Schaden kommen. In diesem Zusammenhang wird gerne vergessen, dass es beim Ausbruch eines Feuers weniger die Flammen sind als vielmehr schon der Rauch, der Menschen verletzt. Deshalb greift viel zu kurz, wer den Behörden pauschal unterstellt, sie wollten Asylbewerber nur triezen und ihnen den Aufenthalt schwer machen, wenn sie aus deren Unterkünften alte Möbel entfernen, die teilweise nur noch Sperrmüllqualität haben.

Die Kritiker des Landratsamtes haben Recht, wenn sie darauf hinweisen, dass die Asylbewerber Anspruch auf Privatheit haben. Gerade Menschen, die auf der Flucht alles verloren haben, haben einen solchen Anspruch, sollte man hinzufügen. Warum aber soll Privatheit nur inmitten von Möbeln aus Holz möglich sein? Auch Stühle und Schränke aus Metall können dazu beitragen, sich in einer Wohnung gerne aufzuhalten. Wäre es anders, müssten die meisten Möbelhäuser schließen oder zumindest ihr Sortiment im großen Stil ändern. Die Kritiker des Landratsamtes sollten sich deshalb fragen, ob ihre Kritik nicht mehr mit eigenen Geschmacksvorstellungen zu tun hat als mit der Sache der Flüchtlinge.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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