Premiere:Der letzte Vorhang

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Seit 30 Jahren spielt Willi Hörmann am Germeringer Roßstall-Theater. Nachdem er im vergangenen Jahr bereits dessen Leitung abgegeben hat, inszeniert er nun mit "Die Sternstunde des Josef Bieder" seine Abschiedsvorstellung

Von Florian J. Haamann, Germering

Es könnte wohl keine passendere Kombination geben: Mit einer Inszenierung, die eine Hommage an das Theater selbst ist, verabschiedet sich der große Willi Hörmann, Schauspieler und langjähriger Leiter des Germeringer Roßstalls, nun endgültig von der Bühne. Ausgesucht hat er sich dafür das Einpersonen-Stück "Die Sternstunde des Josef Bieder" von Otto Schenk, den Hörmann, wie er erzählt, seit vielen Jahren bewundert. Das Stück handelt vom altgedienten Theaterrequisiteur Bieder, der plötzlich einmal in seinem Leben ganz unverhofft nicht hinter sondern auf der Bühne steht.

"Es ist hundertprozentig mein letztes Stück. Und ich mache es nicht für den Roßstall, sondern einfach für mich. Mir liegt das schon lange auf der Seele, weil ich Otto Schenk so sehr verehre", sagt Hörmann, "die Inszenierung ist eine Hommage an ihn, eine Vergebung auch vor dem Theater im allgemeinen". In den letzten Jahren sei so viel zusammen gekommen, dass er nun einfach keine Lust mehr habe, noch weiter zu machen. Allerdings, gesteht der 73-Jährige gleich im nächsten Satz, gebe es schon noch ein paar Inszenierungen, die ihn Reizen würden. Etwa Bert Brechts "Herr Puntila und Sein Knecht". "Dass ich den nie machen konnte, ärgert mich schon. Das wäre mein Traum gewesen, aber ich habe ihn nie in Angriff genommen. Man braucht dafür viele gute Schauspieler, die man dann auch noch zu Proben und Aufführungen zusammen bringen muss, das ist für eine Laienbühne fast illusorisch".

Bereits im vergangenen Juni hatte Hörmann bekannt gegeben, dass er als Leiter des Roßstalls zurück treten wird. 2006 hatte er die Aufgabe übernommen. Auf der Bühne stand der leidenschaftliche Autodidakt allerdings schon als Kind. Zum ersten Mal auf der Roßstall-Bühne stand er allerdings erst mit 43 Jahren. Damals war er als Maschinenbauingenieur beruflich ziemlich eingespannt, als dringend noch ein Mann für eine Inszenierung gesucht wurde. Hörmann hat zugesagt und ist der Bühne treu geblieben. Ein Engagement, das während des Arbeitslebens viele Opfer gekostet hat. "Es gab Tage, da bin ich von einer Dienstreise zurück gekommen und direkt vom Flughafen ins Theater gefahren, ohne davor zuhause vorbei zu schauen", erinnert sich Hörmann. So etwas funktioniere nur mit ganz viel Liebe zum Theater - und einer Frau, die diese Leidenschaft unterstützt, wie Hörmann betont.

Der Theaterwelt wird der 73-jährige auch nach seiner letzten Inszenierung treu bleiben, allerdings als Zuschauer. "Das ist ja ganz logisch, wenn man einmal reingeschmeckt hat in diese Welt kommt man davon nicht mehr los". Allerdings gefalle ihm als Fan des Sprechtheaters die Tendenz zum Regietheater an den Münchner Bühnen nicht so gut. Voll des Lobes ist er dagegen für die Theaterreihe im Brucker Veranstaltungsforum. "Was man da sehen kann sind echte Highlights, ich bin da voller Respekt für diese Leistung". Es gibt aber auch noch ein zweites Hobby, dem sich Hörmann nun verstärkt widmen möchte: die Malerei. In den vergangenen Jahren sei die Zeit dafür immer knapp gewesen, umso mehr freue er sich nun darauf. Ölmalerei ist dabei für den Maschinenbauer freilich nicht so interessant wie das Zeichnen. Bei der Wahl seiner Motive habe er keine besonderen Vorlieben.

Erst einmal steckt Hörmann nun aber all seine Energie in die anstehende Premiere. Wie seine Figur Josef Bieder möchte er dem Publikum noch einmal all seine langjährige Leidenschaft für das Theater spüren lassen.

"Die Sternstunde des Josef Bieder", Roßstall-Theater Germering. Premiere am Freitag, 9. März, von 20 Uhr an. Weitere Termine: 16., 18., 23., 24., 25. März, 6. und 7. April. Karten ab 10 Euro. Weitere Informationen gibt es online unter www.germeringer-rossstall.de.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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