Polizist:"Umschauen, nicht drängeln lassen"

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Klaus Gründler ist Polizeihauptkommissar und stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Gröbenzell. Seine Kollegen waren im Einsatz bei dem schweren Verkehrsunfall an der B-2 auf Höhe Puchheim-Ort. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Klaus Gründler über das richtige Einfädeln auf die B 2

Interview von Stefan Salger, Puchheim/Gröbenzell

Immer wieder kommt es zu Unfällen beim Einfahren auf die Bundesstraße 471 oder jüngst auf die Bundesstraße 2 - wo eine Seniorin offenbar ein herannahendes Auto übersehen hat. Als Problem stellte sich auch diesmal die offenbar fehlerhafte Nutzung der Beschleunigungs- oder Einfädelspur heraus, die das Straßenbauamt lieber als "Aufstellspur" bezeichnet. Gröbenzells stellvertretender Inspektionsleiter, Polizeihauptkommissar Klaus Gründler, macht aber klar, dass es an solchen Stellen kein Patentrezept gibt. Er sieht auch keinen dringenden Bedarf, ältere Verkehrsteilnehmer zu Eignungstests zu verpflichten - so wie dies auch in den sozialen Medien bei kontroversen Debatten als Reaktion auf den Unfall vom Dienstag gefordert wurde.

SZ: Warum gibt es immer wieder diese Probleme beim Einfahren auf die Bundesstraßen so wie im Bereich zwischen Germering und Fürstenfeldbruck?

Klaus Gründler: Wir diskutieren intern durchaus darüber, ob es bauliche Defizite gibt, ob also zum Beispiel die Einfädelspur zu kurz sein könnte, um auf Tempo zu kommen.

Wie verhält man sich denn in dieser Situation richtig?

Es ist schwierig, so etwas pauschal zu sagen. Das hängt von der jeweiligen Einmündung ab. Generell sollte man natürlich vorsichtig sein und defensiv fahren, sich umschauen und beim Suchen nach der passenden Lücke nicht drängeln lassen.

Regelmäßig gibt es Klagen, dass nachfolgende Fahrer, denen alles zu langsam geht, einen Vorausfahrenden überholen. Würde eine Leitplanke oder eine bis kurz vor das Ende der Spur durchgezogene Linie helfen?

Überholen auf der Beschleunigungsspur ist sicherlich nicht zulässig. Über Leitplanken oder aufgemalte Linien haben wir auch schon diskutiert. Über solche Maßnahmen muss letztlich eine mit Fachleuten von Polizei und Behörden besetzte Verkehrsschau entscheiden.

Das Einfädeln ist eine eher komplexe Situation. Einige Verkehrsexperten fordern regelmäßige Eignungstests für Senioren, nach dem Vorbild von Spanien, Großbritannien und der Schweiz. Für Lastwagenfahrer ist so etwas ja auch hierzulande von 50 Jahren an Vorschrift.

Mit solchen Forderungen bin ich vorsichtig, das ist eine politische Entscheidung. Ab einem gewissen Alter können Autofahrer in komplexen Situationen schon mal überfordert sein. Aber meiner Erfahrung nach sind eher die Unter-25-Jährigen das Problem, weil die sich oft überschätzen. Die Älteren fahren meistens sehr vorsichtig. Sie fallen eher durch kleine Rempler beim Ein- und Ausparken auf. Das Korrektiv sind heute schon Angehörige. Und wenn die Polizei den Verdacht hat, dass jemand unsicher fährt oder aufgrund seines Alters einen Unfall verursacht hat, dann meldet sie das der Zulassungsstelle. Die kann heute schon ein Gutachten oder eine Fahrprüfung fordern.

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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