Politiker zu Gast:Klima, Rechtsstaat, Sicherheitspolitik

Lesezeit: 2 min

Die Kandidaten für das Europaparlament stellen sich den kritischen Fragen der Germeringer Gymnasiasten. (Foto: Leonie Albrecht)

Schüler des Carl-Spitzweg-Gymnasiums diskutieren mit Kandidaten über die Zukunft Europas

Von Leonie Albrecht, Germering

Bereits das dritte Jahr in Folge haben Schüler des Carl-Spitzweg-Gymnasiums Germering eine Podiumsdiskussion mit bayerischen Politikern organisiert. Diesmal lag der Fokus auf der Europawahl am 26. Mai. Themen wie die neue Urheberrechtsreform und die europäische Umweltpolitik sollten diskutiert werden. Letztere hat sich wegen der Klima-Demonstrationen der "Fridays For Future"-Bewegung zum zentralen Thema der Schüler entwickelt. Die Moderatoren scheuten keine kritischen Fragen und forderten die Politiker zur Formulierung konkreter Maßnahmen auf. Die klimapolitische Ausrichtung der AfD kritisierten sie.

Die Diskussion moderierten die Oberstufenschüler Katharina May, Johanna Germeier und Davis Siegel. Gemeinsam mit Sandra Knau, Leiterin der Fachschaft Sozialkunde, hatten sich die Schüler intensiv auf die Debatte vorbereitet. Sie habe zwar Themenvorschläge eingebracht, doch die Entscheidung lag letztendlich bei den Schülern, sagt Knau.

Die Q12, 10. und 11. Klassen sitzen im Publikum. Die politischen Vertreter sind Korbinian Rüger (SPD), Phil Hackemann (FDP), Bernd Posselt (CSU), Henrike Hahn (Grüne), Éric Bourguignon (Linke) und Bernhard Zimniok (AfD), die alle fürs Europaparlament kandidieren.

Zunächst geht es um die Rechtsstaatlichkeit der EU-Länder. Menschenrechtsverletzungen dürften nicht geduldet werden, da sind sich alle einig. Posselt betont, wie wichtig es ist, in den Dialog zu treten. Während die Vertreter von CSU, SPD, FDP und Linke dafür sind, gemeinsame Werte zu stärken, hebt Zimniok nationale Werteunterschiede hervor. Unterschiedliche Interessen seien der Grund für Spannungen und Konflikte in der EU. Diese Meinung trifft auf Widerspruch, auch im Plenum. Die anderen Politiker positionieren sich deutlich pro-europäisch, im Nationalismus sehen sie eine große Gefahr. Die Schüler reagieren darauf mit Applaus. Rüger fordert mehr Mut bei der Gestaltung der EU. Hackemann betont, Fortschritt und Transparenz seien notwendig, um ein zukunftsfähiges Europa zu schaffen. Sein Ziel ist, "dass ganz viele junge Menschen wissen, was sie an Europa haben". Hahn wünscht sich einen verstärkten Fokus auf Umwelt- und Klimapolitik im EU-Parlament.

In Fragen der Sicherheitspolitik sind sich die Diskutierenden einig, dass die europäischen Länder verstärkt zusammenarbeiten müssen. Der Forderung nach einer europäischen Armee, wie sie vor allem Rüger wünscht, widerspricht Zimniok. Es sei nicht konkret definiert, welche Rolle sie einnehme und deshalb sei ihr Scheitern vorauszusehen. Seine Aussagen werden im Publikum eher negativ aufgenommen, vereinzelte Zwischenrufe sind zu hören.

In Fragen der Klimapolitik gehen die Standpunkte der Politiker auseinander. Zimniok behauptet eine Unwirtschaftlichkeit erneuerbarer Energien, Hahn konzentriert sich auf einen national angesiedelten CO2-Preis, Hackemann wiederum möchte effiziente Regelungen für die gesamte EU. Bourguignon fordert die Schüler dazu auf, sich auch auf kommunaler Ebene für das Klima einzusetzen.

In einer Schnellfragerunde vollenden die Politiker von den Schülern formulierte Satzanfänge mit (meist) wenigen Worten. Kurze Meinungen zu den Vorzügen und Versäumnissen der EU, aber auch Themen wie das Wahlrecht für Minderjährige und die Digitalisierung werden angeschnitten.

Nach der Diskussion äußern sich die Moderatoren zufrieden. Für sie seien die Meinungen der Politiker und die Reaktionen darauf sehr deutlich gewesen. Knau freut sich über das Interesse der Schüler am politischen Geschehen. "Die Zeit ist leider ein bisschen zu knapp gewesen", sagt May. Germeier ergänzt, sie hätten gerne noch über die Urheberrechtsreform gesprochen. Dazu ist noch Zeit. In einem Seminarraum können die Schüler den Politikern direkt Fragen stellen.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: