Ortsgeschichte:Erzgießerhaus vor dem Abriss bewahrt

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Der Bauunternehmer Günter Sonnenberg lässt im Brucker Zentrum das 300 Jahre alte Gebäude sanieren, in dem 1791 der Bildhauer Johann Baptist Stiglmaier geboren wurde

Von Peter Bierl

Das Geburtshaus des Erzgießers und Bildhauers Johann Baptist Stiglmaier (1791-1844) in der Schöngeisinger Straße in Bruck wird nicht zerstört. Vor der Abrissbirne bewahrt es der Bauunternehmer Günter Sonnenberg, ein gebürtiger und überzeugter Brucker. Er hat das etwa 300 Jahre alte Gebäude vergangenes Jahr gekauft und saniert es derzeit. Das Haus wird komplett entkernt, nur die Mauern bleiben erhalten, berichtet Sonnenberg. Im Mai wird sein Sohn im Erdgeschoss eine Café eröffnen. Im ersten Stock sowie im Dachgeschoss wird eine Wohnung eingerichtet.

Bei dem Anwesen handelt es sich um eines jener Handwerkerhäuser aus dem 18. Jahrhundert, die für den Markt Bruck typisch waren. Das Gebäude mit der Hausnummer 5 diente lange Zeit als Hufschmiede. 1793 wurde dort der Erzgießer Stiglmaier geboren, der Onkel von Ferdinand von Miller. Wie die anderen Häuser wurde auch dieses im Lauf der Zeit verändert und umgebaut, nicht immer zu ihrem Vorteil. So ist im Erzgießerhaus fast nichts mehr aus der Bauzeit erhalten geblieben, abgesehen von den Mauern. Deswegen steht das Haus auch nicht unter Denkmalschutz. Seit Oktober sind die Arbeiter beschäftigt und Sonnenberg verspricht, dass das Resultat "ein Gewinn wird für Bruck".

Einem Neubau sollte das 300 Jahre alte Handwerkerhaus in der Schöngeisinger Straße in Bruck weichen. Doch nun saniert es ein Bauunternehmer (Foto: Carmen Voxbrunner)

Sonnenberg erzählt, dass sich das Haus in einem schlechten Zustand befand. Von unten zog Feuchtigkeit ins Gebäude, die hölzernen Tragbalken der Decken waren verfault. Von Hand haben die Arbeiter eine Woche lang die Böden abgetragen und in jedem Zimmer bis zu 70 Zentimeter tief gegraben. Anschließend wurden die Grundmauern solide verankert und mit Kies, einer Folie, Isolierung und Beton eine Grundlage geschaffen, auf denen man einen neuen Boden aufbringen kann.

Komplett erneuert werden Elektroleitungen, Heizung und Sanitäranlagen, ebenso die Türen und Fenster. Vorgesehen sind Kassettenfenster, außerdem wird es wieder etwas Stuck geben. "Es wird kein neues Haus werden, sondern alt wirken. Ich versuche den Stil zu erhalten", sagt Sonnenberg. Die Eternitplatten von der Außenfassade wurden entfernt, stattdessen wird ein Vollwärmeschutz angebracht. Das gefällt Sonnenberg zwar nicht, sei aber gesetzlich vorgeschrieben, wie er bedauert.

Das Erzgießerhaus wirdim Erdgeschoss ein Cafe erhalten. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Erdgeschoss wird ein kleines Café eingerichtet. Im oberen Stockwerk ist Platz für Küche, Dusche und ein großes Wohnzimmer dazu im Dachgeschoss für Bad, Küche, Büro, Schlaf- und Kinderzimmer, erzählt der Bauherr. Diese Wohnung ist komplett getrennt vom Café und über eine Treppe erreichbar, die auf der Rückseite des Hauses auf die Dachterrasse führt.

Eigentlich sollte das Gebäude abgerissen und durch einen wesentlich höheren Neubau ersetzt werden. Die Genehmigungen der Stadt lagen bereits vor, erzählt Sonnenberg. Allerdings hätten die Behörden gar nicht anders gekonnt, das Baurecht machts möglich. Ein solcher Neubau wäre aber "nicht zu 100 Prozent rentabel" gewesen, schätzt Sonnenberg, Inhaber der Firma H & M Wohnbau GmbH, die in der Region sowohl private Wohnhäuser als auch Gewerbebauten errichtet hat. Mit altehrwürdigen Gebäuden hat er auch Erfahrung. Vor Jahren hat Sonnenberg das Schloss Weyhern saniert, das unter Denkmalschutz steht.

Der Erzgießer Stiglmaier ist einer der wenigen berühmten Söhne der Stadt Fürstenfeldbruck. Richtig gewürdigt wird er von der Kommune nicht, sieht man von der kleinen Stiglmayrstraße ab, die ihm der Marktgemeinderat in den Zwanzigerjahren widmete. Der Historische Verein wollte zum 225. Geburtstag des Kunsthandwerkers 2016 eine Stele vor dem Geburtshaus aufstellen, stellte das Projekt aber zurück, um den Neubau abzuwarten. Jetzt könnte die Stele doch noch vor dem sanierten alten Haus einen Platz finden. Von den alten Handwerkerhäusern in der Schöngeisinger Straße werden neben dem Erzgießerhaus vorläufig nur die Hausnummern 2, 6, 18 und 20 auf der Nordseite überleben. Die Hausnummern 12 und 14 werden gerade abgerissen

© SZ vom 07.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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