Oldtimer-Rallye:Mit Tempo 35 durch die Gegend

Lesezeit: 3 min

Der Germeringer Pascal Kapp (links) ist nicht nur leidenschaftlicher Oldtimer-Fahrer, sondern auch Moderator der von ihm veranstalteten Rallyes. (Foto: privat)

Der Germeringer Oldtimer-Liebhaber Pascal Kapp veranstaltet seit 20 Jahren regelmäßig Rallyes. Für den Fan von alten Autos zählt dabei die Beschaulichkeit - und nicht die Geschwindigkeit

Pascal Kapp veranstaltet leidenschaftlich gerne Auto-Rallyes. Wenn er die Oldtimer dann genauso kenntnisreich wie humorvoll auf die Reise schickt - zum Beispiel bei seiner "10-Seen-Classic-Rallye" in Oberbayern - ist er voll in seinem Element. "Da bin ich ganz der Entertainer", sagt Kapp "das habe ich im Blut." Ob den schiffartigen Pontiac Bonneville aus dem Jahre 1965 oder einen alten VW-Bully, er kennt jedes altes Auto. Der gelernte Kaufmann ist ein waschechter Germeringer. "Genauer gesagt, bin ich Unterpfaffenhofener", bekräftigt der 50-Jährige, der noch die beiden Dörfer vor der Zusammenlegung erlebt hat. Kapp feiert in diesem Jahr ein kleines Jubiläum: Seit 20 Jahren existiert das "Pascal Kapp Rallye-Team".

Damals startete der Rallye-Veranstalter mit der "Unstrut Classic Rallye". "Mittlerweile haben wir 39 Rallyes veranstaltet", erzählt Kapp. Für ihn ist das eine "Passion", wie er sagt. "Ich will den Menschen für einen Tag alle Alltagssorgen nehmen." Für die 220 Kilometer durch das nahe Zehn-Seen-Land brauchen die Oldtimer wirklich den ganzen Tag. Kapp sicher: "Acht Stunden ist jeder unterwegs." Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Autos betrage etwa 35 Stundenkilometer. Jeder Fahrer mit Beifahrer bekommt ein Roadbook von Kapp geliefert, das alle Aufgaben beschreibt, die es während der Fahrt zu erledigen gilt. Entscheidend ist bei einer Rallye vor allem die Kompetenz des Beifahrers, der das Auto dirigiert. "Ein Verfahrer kostet euch 15 Minuten", gibt Kapp den Autos gerne mit auf den Weg. Verfahren schafft Unmut im Auto. Deshalb vermieden es Paare zusammenzufahren, weil es immer wieder Streit gebe, der der Partnerschaft nicht gut tut. Auch Kapp fährt nicht mit seiner Lebenspartnerin. Dafür hat er einen Freund aus Hamburg, der dann extra anreist. "Das ist ein Profibeifahrer", schwärmt der Germeringer, der in seiner Freizeit selbst an Rallyes teilnimmt. Wenn er mal nichts mit Auto zu tun hat, geht Kapp seinem Hobby Tauchen nach.

Kapp verdient sein Geld bei Firmenevents, wenn er seine Armada von Oldtimern vorfahren lässt und vermietet. Er ist auch "Ausstatter" und bietet anderen Rallye-Veranstaltern sein Know-How an. Sein erster Oldtimer war ein Citroen DS, Baujahr 1972 und mit der berühmten Hydraulik ausgestattet. Ins Schwärmen gerät Kapp immer dann, wenn er von den Rallyes erzählt, die er jährlich veranstaltet. Da ist die "333-Minuten-Rallye", eine Strecke, die in exakt 333 Minuten zu bewältigen ist. Ende Juli, wenn "Classic meets Classics" ansteht, gibt es die Kombination aus Oldtimer-Autoschau mit fünf Klassik- und Rockkonzerten an diesem Tag vor der Germeringer Stadthalle. Im Oktober geht es dann wieder ganztätig durch das 10-Seen-Land. Zwischen 238 und 259 Euro kostet die Rallyeteilnahme bei ihm pro Auto. Das klingt nicht gerade wenig, aber Kapp winkt ab. Er müsse ein 30-Mann-Team bezahlen, verpflege Fahrer und Beifahrer den ganzen Tag und stelle das Roadbook zusammen. Verpflegt werde nicht null-acht-fünfzehn sondern die fast 400 Teilnehmer könnten sich zum Beispiel an einem thailändischen Büffet satt essen.

Es gebe auch ganz billige Rallyes für 60 Euro, aber auch welche der Luxus-Klasse. Von 4000 Euro, die beispielsweise die Kitzbüheler Alpenrallye mit drei Übernachtungen koste, liege er weit entfernt. "Eine Preisdiskussion habe ich bei unseren Rallyes seit 20 Jahren noch nicht erlebt", sagt Kapp. "Dann Angebot ist offenbar für alle schön und rund." Viele kommen immer wieder. Auf "60 Prozent Wiederholungstäter" schätzt er seine Kundschaft. "Die meisten sind liebenswerte Individuen. Alle haben irgendwie einen Vogel, aber das hat auch jemand, der ein Pferd hat." Bei den Oldtimerbesitzern komme es auf "Durchhaltewillen und Opferbereitschaft" an. Immer wieder gibt es an den älteren Fahrzeugen etwas zu reparieren.

Als Oldtimer gelten alle Fahrzeuge, die 25 Jahre und älter sind. Es gibt Autos, die leicht 500 000 Euro oder gar die Millionengrenze erreichen. Kapp nennt einen Ferrari 275 aus dem Jahre 1963/1964, der für 29 Millionen verkauft wurde. Doch für Oldtimer-Liebhaber gibt es auch Autos in der erschwinglichen Preisklasse. Einen Alpha-Spider schätzt Kapp auf 20 000 und ein Käfer-Cabrio 1300 aus den Siebzigerjahren auf 18 000 Euro. Häufig kommt es vor, dass es dann nicht bei einem alten Fahrzeug bleibt. Die meisten Oldtimer-Freaks, die Kapp liebevolle Spinner nennt und zu denen er sich selbst zählt, haben gleich mehrere Oldtimer. Kapp besitzt fünf. "Es ist auch eine gute Wertanlage", sagt er. Doch der Gewinn wird selten realisiert, denn kaum einer verkauft sein Auto.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: