Notwendige Baumaßnahme:Amperbrücke wird gesperrt

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Im Herbst wird das Verkehrsnadelöhr in Bruck sechs Wochen lang komplett dicht gemacht, um einen besonders maroden Pfeiler zu sanieren. Noch ist offen, ob das historische Bauwerk später durch einen Neubau ersetzt wird

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Amperbrücke in der Kreisstadt ist so marode, dass Sanierungsarbeiten nicht mehr länger aufgeschoben werden können. Im Herbst wird sie deshalb sechs Wochen lang komplett gesperrt, um einen besonders schadhaften Brückenpfeiler zumindest für die nächsten Jahre abzusichern. In dieser Zeit muss der Verkehr großräumig umgeleitet werden. Einen genauen Termin für die Maßnahme gibt es noch nicht, auch die Stadt wartet nach eigenen Angaben mit Spannung auf weitere Informationen des für die Bundesstraße 2 zuständigen Straßenbauamts Freising.

Sylvia Pfister, die dort als Gebietsabteilungsleiterin für die Landkreise Fürstenfeldbruck, Dachau und Freising zuständig ist, macht klar, wie sehr die Zeit drängt. Einer der Brückenträger wurde bei der aktuellen Prüfung mit 4,0 bewertet, das ist die schlechteste Note, die zu vergeben ist. Pfister: "Die Brücke wird damit als mindertragfähiges Bauwerk eingestuft." Wirtschaftlich sanieren lasse sie sich zwar nicht, bis zu dem auf 2,5 Millionen Euro veranschlagten und für 2021 anvisierten Neubau aber muss die Behörde ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen. Um einen Neubau komme man an der Stelle nicht herum, sagt Pfister, denn der Amperübergang an dieser Stelle lasse sich "nicht wirtschaftlich sanieren".

Die Vorgängerin der 1909 errichteten Amperbrücke findet sich im städtischen Wappen und auch im Namen "Fürstenfeldbruck" wieder. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Stadt freilich will sich mit einem Abriss der Stahlbetonkonstruktion, durch die 1909 frühere Holzbrücken ersetzt worden waren, nicht abfinden und sträubt sich gegen einen Neubau. Zwar hatte das Straßenbauamt in der Vergangenheit immer wieder betont, dass man wichtige gestalterische Elemente des ortsprägenden Bauwerks wie Brüstungen im Jugendstil nachempfinden könnte und die 1924 angebrachte Skulptur des Brückenheiligen Johannes von Nepomuk erhalten bleiben könnte. Auch für Fußgänger und Radfahrer gäbe es mehr Platz. Doch die Stadt will über Gestaltungsfragen hinaus aus ganz praktischen Gründen lieber die alte Brücke sanieren. Für die nämlich gilt ein Limit von 16 Tonnen, der Schwerverkehr mit seinen 40-Tonner-Sattelschleppern wird durch das Nadelöhr also weitgehend aus der Innenstadt herausgehalten, während Busse bislang die Amper queren können.

Seit 2014 steht die Amperbrücke unter Denkmalschutz, dafür hatte sich der damalige Oberbürgermeister Klaus Pleil nachdrücklich eingesetzt. Und das ist das größte Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. Stadtbaurat Martin Kornacher bezweifelt, dass es dem Straßenbauamt wirklich so schnell per Planfeststellungsverfahren gelingen könnte, den Abriss durchzusetzen. Eigentümer von denkmalgeschützten Gebäuden könnten zwar in der Tat mit fehlender Wirtschaftlichkeit argumentieren, so Kornacher. Die Regierung von Oberbayern könne ihre Ermessensentscheidung damit aber nicht so einfach begründen, schließlich würde sie damit die Entscheidung der ebenfalls staatlichen Denkmalschutzbehörde aushebeln. Im Notfall bliebe der Stadt noch der Weg vors Verwaltungsgericht.

Maximal 16 Tonnen dürfen Lastwagen wiegen, sonst ist die Brücke für sie tabu. Das gelbe, runde "Nato-Schild" legt die zulässige gesamte Verkehrslast fest, also inklusive Gegenverkehr. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Völlig offen ist, ob sich das Problem durch die immer wieder angedachte Verlegung der Bundesstraße 2 aus dem Stadtzentrum weiter nach Westen, Richtung Bundesstraße 471, lösen ließe. Sylvia Pfister glaubt, dass es schwierig wäre, das Bundesverkehrsministerium von dieser Idee zu überzeugen. Andere Beobachter mutmaßen, dass das Straßenbauamt mit seiner aktuellen Initiative möglicherweise gerade die Debatte über eine solche Verlegung anstoßen wolle. Stefan Meier, Fachbereichsleiter Straßenbau in Freising, wollte diese Variante im März zumindest nicht grundsätzlich ausschließen. Die Verlegung der B 2 würde die Tür öffnen für eine Herabstufung der aktuellen Route zur Ortsstraße. Die Zuständigkeit für die Amperbrücke würde dann auf Fürstenfeldbruck übergehen, das den Schwerverkehr aus dem Zentrum bekäme.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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