Neujahrsempfang:Europa im Mittelpunkt

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Zum Neujahrsempfang begrüßt der Allinger CSU-Vorsitzende Joseph Strouhal unter anderem Gastrednerin Ursula Münch (vorne links). (Foto: Günther Reger)

Politologin Ursula Münch referiert bei der Allinger CSU

Von Manfred Amann, Alling

"Umzingelt von Populisten und Europaskeptikern? Wie geht es weiter mit der Europäischen Union?" Für die Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing, Ursula Münch, sind das "keine einfach zu beantwortenden Fragen", die ihr der Allinger Ortsverband der CSU für den Vortrag beim Neujahrsempfang gestellt hatte. Ihre fundierten Ausführungen, welche Ursachen die EU nahezu an die Zerreißprobe geführt haben und ihre Ratschläge, wie die EU wieder erstarken könnte, gipfelten schließlich doch in einem klaren Bekenntnis. "Die Idee der EU ist nicht überholt, trotz aller Schwierigkeiten, die EU ist nicht das Problem, sondern die Lösung." Es gebe keinen Grund, in Fatalismus zu verfallen, sagte die Professorin und bekam von den etwa 80 Besuchern im Bürgerhaus anhaltenden Applaus.

Dass die EU an Ansehen verloren und in den Augen der Menschen nicht mehr als so wichtig betrachtet wird, hat laut Ursula Münch seinen Anfang im Zusammenbruch des Ostblocks genommen. In der Zeit des Kalten Krieges sei klar gewesen, dass man es mit gleichgesinnten Nationen zu tun habe. Danach seien Länder aus dem Osten dazugekommen, die eine andere Geschichte, eine andere Kultur und auch andere politische Erfahrungen gemacht hätten. Dies sei von den alten EU-Ländern aber nicht ausreichend berücksichtigt worden, kritisierte sie. Man habe den neuen Ländern die im Westen geltenden Vorstellungen und Werteempfindungen quasi aufgedrückt. Manche Staaten seien damit überfordert gewesen, und im Trubel der politischen Umstellung in Richtung Demokratie und soziale Marktwirtschaft hätten Populisten schnell Anhänger gefunden. Ferner seien das wirtschaftliche "Nord-Süd-Gefälle" und die unterschiedlichen geopolitischen Interessen der Mitgliedsländer zu wenig berücksichtigt worden. Und als das Flüchtlingsproblem aufgekommen sei, seien die schwelenden Konflikte so richtig offensichtlich geworden.

Um die EU wieder interessant zu machen, riet Münch, das Gemeinsame und die Bedeutung der EU für die Sicherheit in den Vordergrund zu stellen, die Wahrnehmung der Unterschiede der Völker zu schärfen und "unverdrossen und grundsätzlich zuversichtlich" in die Zukunft zu schauen.

"Sie haben uns einiges zum Nachdenken ins Stammbuch geschrieben", bedankte sich Bürgermeister Frederik Röder. Besonders die Anregung, Urteile auf bessere Wahrnehmung abzustellen, solle man beherzigen. CSU-Chef Joseph Strouhal bezeichnete den Vortrag als Motivation, bei den Bürgern für die Teilnahme an der Europawahl zu werben.

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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