Neuer Burgerladen :Umstrittener Patron

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Hinter dem lächelnden Gesicht und dem Namen Pablo Emilio verbirgt sich ein Burger-Lokal in Germering. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Burger im Pablo Emilio werden gelobt, doch die Namenswahl der Germeringer Bar stößt auf reichlich Kritik

Von Andreas Ostermeier, Germering

Einen intensiven Streit, vor allem auf Facebook, hat die Wahl des Namens für eine Burgerbar in Germering ausgelöst. "Geschmacklos", finden den Namen die einen, der Aufregung nicht wert, die anderen. Pablo Emilio heißt das Lokal, das vor einigen Monaten in der Otto-Wagner-Straße eröffnet worden ist. Was ist anstößig an diesen beiden spanischen Vornamen? Nichts, außer man betrachtete die Fotos, die der Inhaber in dem Lokal aufgehängt hatte. Sie zeigten den kolumbianischen Drogenboss Escobar, Pablo Emilio Escobar. Der ist nicht nur reich geworden durch den illegalen Handel mit Kokain, sondern gilt auch als mitverantwortlich für den blutigen Drogenkrieg in dem südamerikanischen Land. Mindestens einem Gast stieß deshalb die Namenswahl auf. Seitdem ist die Geschichte im Internet, und der Wirt unter Rechtfertigungsdruck.

Woher stammt der Name für das Lokal? Um diese Frage zu beantworten, muss man wissen, dass der Burgerbrater ein Fan der US-Fernsehserie "Narcos" ist, die sich um das Leben des 1993 erschossenen Drogenbosses Escobar dreht. Und weil die Burgerbar einen südamerikanisch klingenden Namen tragen und ihr Stil etwas verrucht sein sollte, entschied sich der Inhaber für Pablo Emilio. Den Burgern gab er die Vornamen von einigen Personen aus der Serie. So können Gäste die nach Killern benannten "Gustavo" (fruchtig mit Mango-Chilli-Soße) oder "Limon" (vegan) probieren oder in einen "La Patron" (scharf) beißen, benannt nach einem Spitznamen von Escobar. Glaubt man den Facebook-Einträgen, schmecken die Burger gut, doch die Namen gefallen weniger.

Benedikt Nesselhauf, früherer Kreisvorsitzender der Jungen Union, kritisiert dieses "nicht glückliche Marketing". Die Serie zeige deutlich die Gewalt, die Escobar verbreitet habe. "Muss man das machen?", fragt er und mahnt mehr Sensibilität an. Kritiker auf Facebook erheben zudem den Vorwurf, die Namensgebung stelle eine Verherrlichung von Gewalt dar.

Der Wirt wehrt sich. Er und sein Team distanzierten sich "in jeglicher Form von Verbrechern". Auf der eigenen Facebook-Seite wirbt er in großen Buchstaben für "Peace". Die beiden Vornamen Pablo und Emilio würden in Europa nicht als Synonyme für den kolumbianischen Drogenboss verstanden, ist er sich sicher, und außerdem trete der kolumbianische Pate auch als Zeichentrickfigur bei den "Simpsons" auf. Sein eigener Name mache sich zudem aus politischen Gründen momentan nicht gut als Bezeichnung für ein Lokal, sagt er (deshalb möchte er ihn auch in dieser Geschichte nicht genannt haben).

Gleichwohl kann er inzwischen verstehen, dass sich Gäste aus Kolumbien an seinem Konzept stoßen. So wie Nesselhaufs Frau, eine Kolumbianerin, die über Freunde auf Namen und Konzept der Bar in Germering aufmerksam geworden war. Durch den Drogenkrieg habe die Familie seiner Frau gelitten, erzählt Nesselhauf. Erstaunt ist der Sohn einer Stadträtin auch über die vielen abwiegelnden Kommentare in dieser Sache, denn mit ein paar Klicks im Internet lasse sich leicht erfahren, wer Pablo Escobar gewesen ist.

Der Burger-Wirt will den Streit nun schnell beilegen. Name und Speisekarte sollen bleiben, die Bilder mit den Escobar-Fotos aber hat er mit schwarzer Folie überklebt. Nur wer die Serie kennt, den erinnern die Namen der Burger noch an fiktive Personen und - vielleicht - deren reale Vorbilder. Wer indes eine Escobar besuchen möchte, der muss nach München fahren.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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