Neue Chefin:Heimatnahe Verwendung

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Nina Vallentin ist gerne in der Natur, hat aber als Leiterin der Polizei Fürstenfeldbruck vor allem einen Bürojob. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nina Vallentin ist im Landkreis aufgewachsen, hat in Gröbenzell Abitur gemacht, in Bruck studiert und leitet nun die Polizeiinspektion in der Kreisstadt

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Ein flüchtender Dieb hätte zu Fuß wohl kaum eine Chance gegen Nina Vallentin. Ihm würde die Puste ausgehen, während sie ihn locker einholt. Die 42-Jährige ist gut trainiert, sie nimmt gerne am Münchner Stadtlauf teil, ist in der Staffel schon beim Hamburg-Marathon mitgelaufen und wird demnächst im Team des Starnberger Landrats beim dortigen Landkreislauf starten. Dieser Gruppe gehört sie an, seit sie ein halbes Jahr die Polizeiinspektion Gauting leitete und als Teilnehmerin der Laufgruppe angefragt wurde. Gauting war, wie es im Fachjargon heißt, ihre Führungsbewährung, und sie hat ihren Job in der Würmtalgemeinde und an weiteren Stationen so gut gemacht, dass sie nun im Rang einer Polizeirätin die Leitung der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck von ihrem Vorgänger Walter Müller übernehmen konnte. Seit zwei Monaten ist Vallentin in Fürstenfeldbruck, und es ist kein unbekanntes Pflaster, auf dem sie sich bewegt.

Genau Zahlen über ihre Sollstärke verrät die Polizei ungern, aber wäre man in der Wirtschaft, würde man die Firma, die Nina Vallentin leitet, als mittelständisches Unternehmen bezeichnen. Als Geschäftszweck würde "Sicherheit für alle" in einem Gebiet angegeben, in dem etwa 75 000 Menschen leben. Das ist die doppelte und große Verantwortung, die Vallentin trägt. Einerseits für ihre Mitarbeiter, die im Schichtdienst dafür sorgen, dass Verkehrsunfälle aufgenommen und Täter ermittelt werden. Und andererseits für die Bevölkerung, die sie durch Präventionsmaßnahmen und Präsenz schützen soll. Damit kommt dieser Job dem sehr nah, wie sie sich als Schülerin ihren Beruf vorgestellt hatte: "Ich will mit Menschen zu tun haben", sagt Nina Vallentin. Und so stand spätestens 1995 nach dem Abitur am Gymnasium Gröbenzell fest, dass sie zur Polizei gehen wollte. Der gymnasiale Abschluss ermöglichte ihr ein Fachhochschulstudium und eine Karriere im gehobenen Dienst und letztlich einen sicheren Arbeitsplatz als Beamtin des Freistaates Bayern.

Nicht weit weg von Gröbenzell, wo Nina Vallentin aufgewachsen war, studierte sie an der Polizeihochschule in Fürstenfeldbruck und schloss nach drei Jahren akademischer und praktischer Polizeiausbildung mit einem Hochschulabschluss und dem Dienstgrad Kommissarin ab. Es folgten Stationen unter anderem in Germering, wo sie zunächst als stellvertretende Dienstgruppenleiterin und später als Dienstgruppenleiterin tätig war. Sie war damit schon mit jenen Aufgaben betraut, die sie auch jetzt in Bruck zu ihrem Tagesablauf zählen, unter anderem der Personalführung im Innen- und Außendienst. 2011 durfte Nina Vallentin für zwei Jahre die Uniform ablegen und in Zivil bei der Kriminalpolizei ermitteln, ehe sie ans Polizeipräsidium Oberbayern Nord nach Ingolstadt wechselte, nur kurz blieb, um dann für ein halbes Jahr die Leitung der Polizeidienststelle in Gauting zu übernehmen. Im bayerischen Innenministerium lernte sie in anderthalb Jahren die Facetten der Öffentlichkeitsarbeit. Es schloss sich ein zweijähriges Masterstudium "Öffentliche Verwaltung - Polizeimanagement" an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster an, die Qualifikation für den höheren Dienst. 2016 war sie zurück im Ingolstädter Präsidium, am 1. Juli dieses Jahres dann zog sie ins Büro des Inspektionsleiters an der Ganghoferstraße in Bruck um.

Eingelebt habe sie sich schon ganz gut, sagt Vallentin, auch wenn sie ihr Dienstzimmer noch nicht ganz eingerichtet habe. Es liegen noch große Farbfotos auf ihrem Schreibtisch, die darauf warten, an die Wände gehängt zu werden, um sie daran erinnern, dass der Beruf nicht alles ist im Leben. Der Ahornboden im Karwendel im herbstlichen Glanz, die Gipfel der bayerischen Alpen, das sind Aufnahmen, die ihre Leidenschaft für die Berge ausdrücken. Vallentin ist ungebunden, sie liebt das Mountainbiken, Wandern und Skifahren. Hauptsache draußen.

In ihrer Position als Inspektionsleiterin muss sie nicht mehr im Außendienst Streife fahren oder in Schichten arbeiten. Sie ist diejenige, die Gespräche mit ihren Mitarbeitern führt, sie nach deren Fähigkeiten einsetzt und in dem Moment für sie da sein muss, wenn sie einen schweren Einsatz aufarbeiten müssen. "Der Einzelne ist mir wichtig", ist ihre Maxime als Führungspersönlichkeit. Kritische Situationen, das weiß sie als Polizeibeamtin, "muss man verarbeiten, reden hilft".

Auch für die Bürger, die sie und ihre Beamten beschützen sollen, will sie da sein, ob in Fürstenfeldbruck oder im westlichen Landkreis von Jesenwang bis Günzlhofen. Einer der Schwerpunkte der Verbrechensbekämpfung werde sicher der Bereich Wohnungseinbrüche sein, auch die Ermittlung der Call-Center-Betrüger. Die Präventionsarbeit hat für Nina Vallentin große Bedeutung, ob es um Kinder geht oder um Radfahrer. Aber auch die Jugendkriminalität und dabei die Zusammenarbeit mit Eltern und Behörden hat sie im Blick.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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