Neubau:Tauziehen um eine zweite Fachoberschule

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Neu gebaut und schnell zu klein. Dann angebaut und schon wieder zu klein: die FOS/BOS am Brucker Tulpenfeld. (Foto: Stefan Salger/oh)

Der Landkreis will zur Entlastung des Standorts Fürstenfeldbruck schnell neu bauen. Drei Kommunen wollen die Einrichtung haben

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Fachoberschule in Fürstenfeldbruck gilt als das, was als Erfolgsgeschichte bezeichnet wird. Sie ist allerdings auch aufgrund eines hohen Anteils von Gastschülern von 32 Prozent aus anderen Landkreisen inzwischen so gut ausgelastet, dass der Brucker Landkreis als Schulträger nicht umhin kommt, eine zweite Fachoberschule zu bauen. Darüber herrscht schon seit langem Einigkeit im Kreistag. Doch damit beginnt das eigentliche Dilemma das Schulbauprojekts, das der Kulturausschuss des Kreistags trotz langer, kontroverser Diskussionen am Donnerstagnachmittag nicht auflösen konnte. Das Potenzial an Schülern aus dem Landkreis ist nämlich viel zu gering, um die Errichtung einer zweiten Fachoberschule zu rechtfertigen.

Um das Bildungsangebot trotzdem zu verbessern, werden also Gastschüler sowie Kooperationspartner benötigt, die das teure Bauvorhaben mitfinanzieren. Noch komplizierter wird der Sachverhalt, weil sich im Landkreis auch noch die drei konkurrierenden Kommunen Germering, Olching und Eichenau um die zweite Fachoberschule bewerben.

Trotz einer Standortuntersuchung, die das Für und Wider abwägt, wollten sich die Mitglieder des Kulturausschusses nicht vorschnell auf eine der drei Kommunen festlegen, da unter anderem auch Angaben zu den Kosten fehlten. Deshalb werden vor einer Entscheidung alle drei Standorte noch einmal geprüft. Gefordert wurde mehr Klarheit über die Kosten, vor allem auch über die für den Baugrund. Immerhin will die Stadt Olching ein Drittel der benötigten Fläche von bis zu 15 000 Quadratmetern kostenlos zur Verfügung stellen, zudem sind Baugrundstücke in Germering viel teurer sind als in Eichenau oder Olching. Außerdem wurde gefordert zu klären, inwieweit sich die Landeshauptstadt sowie die Landkreise München, Starnberg und Dachau an den Investitionskosten beteiligen würden, und zwar für alle drei Alternativen. Der Finanzreferent des Kreistags, Johann Thurner (FW), regte zudem an, bei den möglichen Partnern abzufragen, ob sie sich auch an einem Schulzweckverband beteiligen würden. Ein solcher Zweckverband würde nicht nur für die Baukosten, sondern auch für die spätere Unterhalts- und Sanierungskosten aufkommen.

Am Standort Olching stehen angeblich die Chancen besser, eine höhere Zahl an Schülern aus dem eigenen Landkreis zu bekommen. In Germering wären wiederum die Chancen besser, mehr Gastschüler aus München und dem Bereich Starnberg anzuziehen. Germering würde also den Landkreis finanziell entlasten, Olching wäre für Schüler aus dem westlichen Landkreis attraktiver. Für den Landkreis wäre die Kostenbelastung in Germering also niedriger und mit einem Standort Olching höher.

Die Abwägung der Frage, ob der Landkreis für die eigene Bevölkerung vorsorgen oder zum Beispiel in Germering auch für die Stadt München und den Landkreis Starnberg mitbauen soll, ergab sich kein eindeutiges Meinungsbild. Zwar präferierten Landrat Thomas Karmasin (CSU) und die CSU-Fraktion Germering, aber Michael Schrodi (SPD) und Johann Thurner (FW) bestanden darauf, eine Entscheidung zu vertagen. Schrodi bezeichnete die Präferenz für Germering als nicht nachvollziehbar und verwies darauf, dass eine zweite Fachoberschule in Olching bei einer geringeren Gastschülerzahl eine stärkere Entlastung der Schule in Fürstenfeldbruck nach sich ziehen würde.

Der Landrat machte die Beteiligung an den Kosten zum alles entscheidenden Faktor. Deshalb sollten die Kreisräte, so sein Rat, sich für den Ort entscheiden, bei dem Nachbarn mitzahlen. Er verwies zudem darauf, dass die Landeshauptstadt München in ihrem neuen Stadtviertel Freiham keine eigene Fachoberschule bauen wolle, damit gehöre Freiham mit zum Einzugsbereich von Germering. Zum Ergebnis erster Vorgespräche wollte sich der Landrat nicht äußern. Er mahnte aber Eile an. Legt sich der Kreistag nicht bald auf einen Standort fest, geht ein weiteres Jahr verloren, so die Befürchtungen. Andreas Lohde (CSU) verwies darauf, dass während der Sitzung des Kulturausschusses an der Fachoberschule Abiturfeiern im Schichtbetrieb stattfänden. Es herrsche akute Raumnot. Deshalb sei eine Vertagung nicht hinnehmbar. "Wir können uns die Zeit nicht nehmen", sagte Lohde. Deshalb solle die Verwaltung nur die Konditionen für Germering ausloten.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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