Neo-Nazis in Fürstenfeldbruck:Minikundgebung als Taktik

Lesezeit: 2 min

Mitglieder der rechtsextremen Partei "Der Dritte Weg" entrollen vor der Sparkasse in Fürstenfeldbruck ein Transparent. (Foto: Günther Reger)

Verfassungsschutz und Antifaschisten bewerten Auftritt des "Dritten Weges" in Bruck unterschiedlich

Von peter bierl, Fürstenfeldbruck

Die Kundgebung von etwa 15 Anhängern der Partei "Der Dritte Weg" am Samstag in Bruck wertet der bayerische Verfassungsschutz als Beleg dafür, dass die Neonazigruppe in Oberbayern ein "erhebliches Mobilisierungsproblem" hat. Die Szene sei zerstritten, Kader nach Brandenburg gegangen oder hätten sich zurückgezogen, sagt Pressesprecher Markus Schäfert. Die Mitgliederzahl schätzt der Geheimdienst auf etwa 80 Personen im Freistaat. Vorsichtiger ist Robert Andreasch vom Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle (Aida) in München. Für ihn ist der Auftritt in Bruck typisch für die aktuelle Taktik.

Intern und kurzfristig würden ein paar Leute zusammengetrommelt. Das Ziel sei, an möglichst vielen Orten Präsenz zu zeigen und Gegendemonstrationen zu vermeiden, darum die Auftritte in Kleinstädten. "Sie wollen überraschen und die Gegner frustrieren", sagt Andreasch. In Bruck ist das nicht gelungen. Andererseits hat der "Dritte Weg" zu einem Auftritt in Ingolstadt etwa 70 Anhänger mobilisiert und am 1. Mai marschierten etwa 700 Teilnehmer im sächsischen Plauen auf.

Alle gehen davon aus, dass es im Landkreis derzeit keine neonazistischen Strukturen gibt. Nach wie vor wohnt ein Aktivist des "Dritten Weges" in Puchheim, einer sei weggezogen, sagt Karlheinz Pangerl, der Leiter der Polizeiinspektion in Gröbenzell. Der Verfassungsschutz spricht von "einzelnen Personen im Landkreis", allerdings seien keine "exponierten Personen" dabei.

Der "Dritte Weg" veranstaltet nach Recherchen von Aida interne Vorträge, Schulungen und Sonnwendfeiern etwa im Bayerischen Wald. In München wurde unlängst ein kleiner Treff in einem Keller von Antifaschisten entdeckt, dann schritt die Polizei ein. Die Partei wurde 2013 gegründet und gilt als Auffangbecken für das "Freie Netz Süd", einem Zusammenschluss von neonazistischen Kameradschaften, der im Sommer 2014 vom bayerischen Innenministerium verboten worden war, ein Jahr nach einer Großrazzia gegen das "Freie Netz Süd". Die Neo-Nazis hatten Zeit sich eine neue Struktur aufzubauen.

Das Zehn-Punkte-Programm des "Dritten Weg" verweist auf die NSDAP. Darin ist von einem "deutschen Sozialismus" die Rede. Man kämpfe gegen "Überfremdung" und für die "Entwicklung der biologischen Substanz unseres Volkes". Das Selbstverständnis der Mitglieder sei "national und sozialistisch", heißt es.

Seit 2012 waren in Puchheim und Gröbenzell Schmierereien und Aufkleber erst vom "Freien Netz Süd" dann vom "Dritten Weg" aufgetaucht. Im Frühjahr 2015 trat ein Münchner Neonazis bei einer Veranstaltung der Puchheimer SPD auf, bei einer Bürgerversammlung zum Thema Asyl wurden in Puchheim Flugblätter verteilt. Im Juli fanden sich Parolen und Schmierereien auf der Straße, die sich gegen Flüchtlinge richteten. Seitdem hat die Polizei keine Vorfälle mehr registriert.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: