Naturschutz in Fürstenfeldbruck:Bäume und Biber

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BN-Vorsitzender Friedrich Meyer-Stach (rechts) arbeitet mit. (Foto: Günther Reger)

Bund Naturschutz und Fischereiverein stellen am Amperstausee in Fürstenfeldbruck Zäune auf, um den Uferbewuchs vor dem Verbiss durch den Nager zu schützen

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

"Wir wollen den Biber haben, wir wollen aber auch die Bäume entlang der Amper erhalten". Diese Aussage von der Fischerin Maria Marosvölgyi spiegelt in etwa wider, welchem Konflikt Naturschützer ausgesetzt sind, wenn es um die Ausbreitung des Nagers geht. Um die größeren Bäume entlang des Flusses in den Amperauen zu schützen, haben Mitglieder der Ortsgruppe Fürstenfeldbruck/ Emmering des Bund Naturschutz (BN) und des Fischereivereins Fürstenfeldbruck am Samstag im Zuge einer "Mitmachaktion" die Stämme betagter Bäume mit Maschendraht umwickelt. Der "Bissschutz" soll sicherstellen, dass die Uferbäume als wichtiger Gewässerschutz durch den "Bockerer" nicht gefällt werden. Da die Bäume wachsen und damit die Stämme dicker werden, müssen die Drahtgeflechte alle zwei, drei Jahre "erweitert" werden". Im Abschnitt zwischen Fürstenfeldbruck und Schöngeising gibt es sechs Biberbauten, selbst im Stadtbereich von Bruck hat sich ein Biber eine Wohnung gebaut. "Wenn man durchschnittlich drei Tiere je Bau annimmt, dann sind das fast 20 in dem Abschnitt", erklärt Holde Tietze-Härtl von der BN-Ortsgruppe.

Trotz einiger Abschüsse und tot aufgefundener Tiere nehme der Besatz zu. Die ein Meter hohen Maschendrahtrollen hatte der BN-Ortsvorsitzende Friedrich Meyer-Stach beim städtischen Bauhof besorgt. Mit einem Maßband wird der Umfang eines Stammes gemessen, dann zwicken Jörg Adomeit und Martin Marosvölgyi mit Zange und Seitenschneider ein entsprechendes Stück vom Maschendraht ab, der dann um den unteren Baumstamm von Erlen, Weiden und Buchen gewickelt und mit einem Draht befestigt wird. Etwa 20 Helfer hatten sich trotz des nasskalten Wetters oberhalb des Amperstausees eingefunden. Eigentlich ernähren sich die Biber von Pflanzen, die sie auf den Wiesen und Feldern entlang der Ufer finden. Nach der Ernte und im Winter fehlt den Tieren aber die Nahrungsquelle, daher machen sie sich über Baumrinden her. "Ganz besonders mögen die Tiere die Rinde junger Triebe", erklärte Tietze-Härtl. Große Bäume würden nur deswegen mühsam gefällt, um an die oberen, noch jungen Triebe der Bäume heranzukommen. Pappel, Schwarzerle und Weiden, wie sie in den Amperauen zu finden sind, seien besonders begehrt.

In Bayern wurden die Biber 1867 ausgerottet, Nach der Wiedereinbürgerung von 120 Exemplaren 1962 und 1982 auf Initiative des BN ist die Population auf aktuell etwa 18 000 Tiere in 4500 "Biber-Revieren" angewachsen. Im Vergleich mit Lettland, das flächenmäßig nicht so groß ist wie Bayern, wo aber 100 000 Biber leben, könne man nicht von einem "Überhandnehmen" reden, sagte Tietze-Härtl. Interessant sei, dass sich die Population quasi selbst reguliere. In Landkreisen, wo der Biber bereits seit 30 bis 45 Jahren vorkomme, stagniere der Bestand. Wenn alle möglichen Reviere besiedelt seien, sorge der Biber selbst durch "Verbeißen von Jungtieren" dafür, dass sich nicht mehr Tiere ansiedeln als die Natur verträgt. Die Naturschützer seien sich aber bewusst, dass man etwas unternehmen müsse, um Schäden der Nager in Grenzen zu halten. "Wir wollen dass der Ufersaum mit Büschen und Bäumen nicht zu sehr ausgelichtet wird, damit die Sonneneinstrahlung nicht zu stark wird und das Wasser nicht zu sehr aufgewärmt.", erklärte Fischer Adomeit. Außerdem seien die verschatteten Ufer wichtige Rückzugsgebiete für Fische. Um die "Artenvielfalt" bei Fischen und anderen Wassertieren bewahren zu können. seien bewachsene Ufersäume besonders wichtig. "Wo der Biber lebt, ist der Fischbestand deutlich höher als in Gewässern ohne ihn", ergänzte Naturschützerin Tietze-Härtl.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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