Naturfototage:Tierisch gute Bilder

Lesezeit: 4 min

Die Naturfototage widmen sich den Tiefen und Höhen der Kontinente. In Fürstenfeld präsentieren sich vor allem Vögel, Lamas und Hunde als Motiv

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Bilder anschauen, vor allem wenn sie so atemberaubend sind wie bei den Fürstenfelder Naturfototagen, ist eine tolle Sache. Aber viele Hobbyfotografen wollen vor allem eines: Selbst durch den Sucher blicken und auf den Auslöser drücken. Reichlich Gelegenheit dazu hat es bei der viertägigen Veranstaltung gegeben, die vor allem am Wochenende wieder von vielen tausend Menschen besucht worden ist. Zu sehen waren die exzellenten Aufnahmen der Glanzlichter-Ausstellung, bei der Fotomesse konnten Kameras und Objektive namhafter Aussteller gleich ausprobiert werden. Als Motive standen Hunde, Lamas und die Klosterkirche vor einem strahlend blauen Himmel zur Verfügung - oder auch geflügelte Zaungäste.

Bei mehr als 20 Grad hält sich der Schnee nur auf der Fotoleinwand: Joanna Kontny-Klinke und Helena lassen sich mit Anden-Adler Gaucho ablichten. (Foto: Günther Reger)

Einer davon hat sich am Samstagnachmittag auf dem grünen Leica-Stand niedergelassen: ein Weißkopfseeadler, der kurz zuvor vom Kirchturm gestartet war und sich noch ein wenig ziert, bevor er die letzten paar Flügelschläge bis zum Falkner zurücklegt. Umlagert wird das seelenruhig verharrende Tier, das sich auch nicht von den nebenan startenden Fotodrohne stören lässt, von einem dichten Pulk von Fotografen, die eine solche Gelegenheit nicht verstreichen lassen - und gemeinsam mit dem Tier selbst zum Motiv werden. Besucher können Adler und Co auf die Hand nehmen und sich vor einem großformatigen Anden-Panorama ablichten lassen.

Nur ein paar Meter weiter machen den mächtigen Vögeln ein paar versierte Spürnasen Konkurrenz. So wie die vier Monate alte Clover. Die weiße Schäferhündin hat gleich die ganze Meute der 2013 gegründeten Brucker Rettungshundestaffel nebst zweibeinigen Betreuern mitgebracht. Die vierjährige Kollegin Anuk beweist im Geschicklichkeitsparcours, dass Hunde sehr wohl über Leitern laufen können - und das auch noch höchst fotogen. Susanne Daller aus Eichenau hat ihren australischen Shepherd Fin dabei und erläutert den Besuchern, wie die 15 Teams des Vereins, jeweils ein Mensch und ein Hund, geschult und eingesetzt werden. Begonnen werden kann mit zehn Wochen alten Welpen, in zwei bis vier Jahren reifen Experten heran, die verschüttete oder vermisste Menschen aufspüren und retten können. Amrei Groß hat mit ihren Hunden schon Kinder oder Senioren, die sich verirrt haben, aber auch Unfallopfer gefunden.

In der Fotoausstellung können die Besucher faszinierende Landschaftsaufnahmen sehen. (Foto: Günther Reger)

Mit den Ultrateleobjektiven, die von der Mammendorfer Firma Baader Planetarium vertrieben werden, könnte man vermutlich die Schnauze von Clover oder Anuk formatfüllend ablichten. Aber die Spiegelobjektive sind natürlich nicht für tiefschürfende Tierfotos gedacht, sondern für den tiefen Blick ins Universum. Jörg Eberle aus Grafrath steht hinter den am Rande der Waaghäuslwiese aufgereihten Stativen und erklärt, wofür man solche "Tonnen" braucht. Er deutet auf "den Mercedes" unter den Astro-Objektiven, das bei 620 Millimetern Brennweite eine Öffnung von Blende 2,2 bietet. Das wären Traumwerte für Tierfotografen, und der Preis von 3500 Euro klingt angesichts solcher Werte unglaublich günstig. Das Objektiv von Rowe-Ackermann Schmidt freilich hat keine variable Blende und spielt erst dann seine Vorzüge aus, wenn bei Dunkelheit die Belichtungszeiten nicht in den Stundenbereich gelangen sollen, um Sterne mit möglichst wenig Bewegungsunschärfe abzulichten. "Das gibt runde Sterne bis in die Ecken", sagt Eberle und muss selbst über diesen Spruch lachen. Eingesetzt werden diese Spezialoptiken von Freaks wie den Brucker Sternfreunden. Eberle selbst ist für so ein Hobby zu ungeduldig, das räumt er freimütig ein. Immerhin: Mit einem kleinen Adapter kann er im Bedarfsfall sogar sein Smartphone an eines der Objektive koppelt und doch mal knipsen. Ansonsten sind eher die "einäugigen" Spektive und die Ferngläser sein Ding. Seit 50 Jahren gibt es die Mammendorfer Firma, die heute 30 Mitarbeiter beschäftigt. Sie ist Generalimporteur der US-Marke Celestron und vertreibt die Teleskope in 13 europäischen Ländern - vor allem an Fachhändler. Eine Fotomesse wie jene in Fürstenfeldbruck, an der Baader Planetarium zum zweiten Mal teilnimmt, sei sehr wertvoll, sagt der Grafrather: "Da hat man mal die Gelegenheit, die eigenen Sachen den Leuten direkt vorzuführen. Die Hilfestellung der geduldigen Greifvögel, die es sich zwischen ihren Shows unter Sonnenschirmen bequem gemacht haben, kommt da sehr gelegen.

Mit kürzeren Brennweiten, häufig im Weitwinkelbereich, arbeiten die Fotografen, die sich im weitesten Sinnen zwar dem diesjährigen Motto "Tiefen und Höhen der Kontinente" verpflichtet fühlen, aber am liebsten vor der eigenen Haustüre auf Motivsuche gehen: Der 55 Mitglieder zählende Brucker Foto- und Filmclub, der nächstes Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert, zeigt im Obergeschoss der Tenne wieder eine Auswahl seiner Fotos. Darunter auch das nahe Türkenfeld aufgenommene Foto von Ludwig Abele mit dem Titel "Winterlicht", das dem Vorsitzenden Rainald Reb wegen der differenzierten Pastelltöne besonders gut gefällt. Motive finde man in seinem Umfeld, sagt Reb, und: "was den Fotografen bewegt, das sollte er fotografieren". Denn wer mit dem Herzen und mit Begeisterung dabei ist, dem gelingen außergewöhnliche Aufnahmen. So wie jene für den Sparkassen-Kalender, der gemeinsam mit dem Germeringer Fotoclub gestaltet wird.

Ein Bereich, der in den beiden Landkreis-Klubs an Bedeutung gewinnt, ist das Filmen mit Fotokameras. Dieter Schoch leitet in Bruck die Filmgruppe und arbeitet im Projekt "Das Ampertal in den Jahreszeiten" mit. Seit er 16 ist, fotografiert der heute 61-Jährige. Etwa um die Jahrtausendwende herum setzte er zusätzlich Camcorder ein, vor zwei Jahren stieg er dann um auf eine spiegellose, handliche Sony A 6000. Mit Hilfe moderner Schnittsoftware fertigt er Multivisionsshows an - eine Mischung aus Filmsequenzen und "klassischen Fotos". Auch dabei offenbart sich: Gute Technik ist wichtig. Aber noch wichtiger ist der Fotograf hinter der Kamera, der das nötige Fachwissen etwa über Blitztechnik und die nötige Zeit mitbringt und sorgsam Perspektive, Brennweite, Belichtungszeit und Blendenöffnung wählt. Trotz moderner Computertechnik ist das doch noch eine Wissenschaft für sich. Wie es in Perfektion aussehen kann und wie ein Augenblick konserviert und in Szene gesetzt werden kann, war am Wochenende in den exzellenten Ausstellungen und Multivisionsshows zu sehen. Eine Neuauflage der Naturfototage soll es auch 2017 wieder geben.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: