Nahverkehr:Drei sind eins zu wenig

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Denkwürdiger Moment: Im Mai vor vier Jahren fahren Reinhold Bocklet (von links), Gerda Hasselfeldt und Innenminister Joachim Herrmann mit der S 4. Herrmann verkündet, der geplante Ausbau finde nicht statt. (Foto: Johannes Simon)

Grünen-Politiker Martin Runge fordert erneut viergleisigen S-Bahn-Ausbau

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Grünen kämpfen weiter für einen viergleisigen Ausbau der S 4 bis Fürstenfeldbruck. Der Landtagsabgeordnete Martin Runge kritisiert CSU und FDP, die ein drittes Gleis für ausreichend halten. Der gesamte Fern-, Regional- und Güterverkehr würde auf etwa fünf Kilometer auf einem Gleis abgewickelt, obwohl der Zugverkehr ins Allgäu, in die Schweiz und dank des neuen Gotthardtunnels bis Italien verstärkt werden soll. Bloß ein viergleisiger Ausbau würde einen echten barrierefreien Umbau des Bahnhofs in Puchheim erlauben. Die S-Bahn würde außen fahren und die Außenbahnsteige wären durch Rampen und Lifte zugänglich, sagte Runge.

Unlängst hatte der Verkehrsexperte der FDP-Bundestagsfraktion seinen lokalen Parteifreunden empfohlen, den reduzierten Ausbau um ein drittes Gleis zu akzeptieren. Vor einigen Tagen erklärte der scheidende Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet (CSU), das dritte Gleis dürfe nicht in Eichenau enden, es müsse bis Bruck fortgeführt werden. Beide Vorstellungen verwarf Runge. "Das ist bar jeder Kenntnis. Irrlichternd ist noch milde ausgedrückt", sagte er am Freitag auf einer Pressekonferenz.

Wolle man den Regional- und Fernverkehr steigern und einen Zehn-Minuten-Takt für die S-Bahn, brauche man vier Gleise bis Bruck. "Ein drittes Gleis erhöht die Kapazität nur um 25 Prozent, weil es Gegenverkehr gibt, bei vier Gleisen verdoppelt sich die Kapazität mindestens", sagte Runge. Außerdem müsse man zwischen Buchenau und Buchloe einige Überholstellen einrichten. Ein Ausbau bis Buchenau, wie ursprünglich geplant, ist nach Ansicht Runges aufgrund der Topographie nicht möglich. Die Staatsregierung müsse zudem eine Durchfinanzierungsgarantie sowie eine Vorfinanzierungserklärung abgeben, "sonst fängt die Bahn mit dem Projekt gar nicht an".

Würde man erst ein drittes und Jahre später ein viertes Gleis bauen, wären die Kosten erheblich größer, warnte Runge. Das Geld für den barrierefreien Umbau in Puchheim, der 2018 beginnen soll und auf drei Gleise ausgerichtet ist, wäre aus dem Fenster geworfen worden. Zumal Behinderten- und Seniorenbeirat die beschlossene Lösung, lediglich den Mittelbahnsteig mit einem Lift auszustatten, für völlig falsch halten.

"Erklärungen wie die von Bocklet schaden dem Landkreis massiv", rügte Runge. Sie böten der Staatsregierung einen Anlass zu behaupten, das dritte Gleis würde vor Ort gewünscht. So spiele die Regierung Beiräte und Kommune gegeneinander aus, nachdem der Stadtrat genötigt worden sei, dem mangelhaften Liftbau zuzustimmen, mit der Drohung, andernfalls bekämen die Puchheimer gar nichts.

Bis der viergleisige Ausbau verwirklicht ist, müssten mehr Regionalzüge in Bruck halten, forderte Runge. Der Grünen-Politiker erinnerte daran, dass der damalige CSU-Wirtschaftsminister Otto Wiesheu den Ausbau bis 2010 versprochen habe. 1991 vergab die Regierung schon die ersten Planungsaufträge. 2010 habe dann eine große Koalition aus CSU, FDP und SPD im Landtag den Ausbau "aufs Abstellgleis geschoben", zugunsten des Baus eines zweiten S-Bahn-Tunnels in München. Runge kritisierte auch, dass der Engpass vor Pasing, wo den S-Bahnen abschnittsweise nur ein Gleis zur Verfügung steht, nicht längst beseitigt worden sei. Dort komme es immer wieder zu Verspätungen, die in die Stammstrecke und das gesamte S-Bahnsystem getragen werden.

Das dritte Gleis würde teilweise südlich, teilweise nördlich der Bahntrasse verlegt. Der Roggensteiner Weg bei Eichenau und der Aubinger Weg in Puchheim würden teilweise überbaut, sagte Runge. Er schloss sich einer Forderung des Bundes Naturschutz an, auf der restlichen Fläche keine Autostraße mehr anzulegen, sondern einen Radweg.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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