Nachwuchssorgen bei den Helfern:Wenn der Löschzug nicht kommt

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Die Feuerwehr braucht Nachwuchs, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Manuel Mai, stellvertretender Brucker Kommandant wirbt für die Organisation. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Feuerwehr in Fürstenfeldbruck hat zu wenige Aktive und soll sich neuerdings auch noch um den Fliegerhorst kümmern. Mit einer großen Plakataktion wirbt sie nun um neue Mitglieder

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Mit einer aufwendigen Plakatkampagne wirbt die Brucker Feuerwehr um Verstärkung. Denn an Werktagen können nur 20 Mann ausrücken, Feuerwehren aus den Nachbarorten helfen aus. Die Personalknappheit wird dadurch verschärft, dass die Berufsfeuerwehr auf dem Fliegerhorst aufgelöst wurde. Ein zweites Feuerwehrhaus soll nahe der Gärtnerei Würstle gebaut werden, um das ehemalige Militärgelände abzudecken. Aber dafür muss Personal gefunden werden.

Anfang Juli startete die Feuerwehr ihre "Guerillawerbung", weil normale Appelle nicht fruchten, wie der stellvertretende Kommandant Manuel Mai erzählt. "Wenn du nicht hilfst, haben alle ein Problem", lautete die Botschaft, die nicht gleich mit der Feuerwehr identifiziert werden konnte. Vor zwei Wochen tauchte die nächste Serie auf. Darauf sind Feuerwehrleute in Montur zu sehen. Darüber prangt der Spruch: "Ich bin kein Held, sondern dein Nachbar." Den Bürgern soll vermittelt werden, dass jeder mitmachen kann. Auf dem Papier ist die Brucker Wehr mit 110 Aktiven relativ gut besetzt. Etwa 30 Kameraden seien aber nicht regelmäßig dabei, sondern nur bei Großereignissen. Weitere 50 Aktive arbeiten unter der Woche in München. Bleiben 20 Feuerwehrleute übrig plus zehn Mann vom städtischen Bauhof, die in ihren Heimatorten bei der Feuerwehr sind. Dazu werden, wenn nötig, die Wehren aus den Stadtteilen Aich und Puch sowie aus Emmering, Biburg und Schöngeising alarmiert.

Die Personalknappheit plagt auch andere Wehren, und sie hat mehrere Ursachen. "Junge Leute fahren nach Düsseldorf zum Pokemon-Jagen, kommen aber nicht mehr zur Feuerwehr", sagt Benjamin Krois, Pressesprecher und Gruppenführer der Feuerwehr Puch. Im Dorf gibt es 30 Aktive, unter der Woche rücken sie oft nur zu viert aus, meist zur Aushilfe nach Bruck. Das Hauptproblem seien Arbeitgeber, die die Freiwilligen nicht wegließen, klagt Krois.

Künftig wird bei einer Brandmeldung nur ein Löschfahrzeug ausrücken statt ein ganzer Zug mit drei Fahrzeugen, Drehleiter und 21 Feuerwehrleuten, sagt Mai. Diese neue Regelung aus dem bayerischen Innenministerium werde in den kommenden Monaten umgesetzt. Sie ist dem Nachwuchsmangel, aber auch dem Umstand geschuldet, dass die meisten Meldungen sich als Täuschung oder Fehlalarm herausstellen. In Bruck stieß die Feuerwehr bei 80 Einsätzen auf nur fünf Brände.

Das zentrale Brucker Problem ist, dass die Fliegerhorstfeuerwehr zum Jahreswechsel abgetreten ist. Ihre Aufgabe hat die freiwillige städtische Wehr übernommen. Auf dem Fliegerhorst, wo sich momentan auch das Erstaufnahmelager für Flüchtlinge befindet, wird ein komplett neues Stadtviertel entstehen. Der Brandschutzbedarfsplan sieht deshalb vor, im Osten der Stadt ein zweites Feuerwehrhaus zu bauen. Dafür müsse man jetzt anfangen, Leute auszubilden, sagt Mai. Benötigt werden 30 bis 40 Aktive.

Finden sich nicht genügend Freiwillige, können die Kommunen ihre Bürger in die Pflicht nehmen oder eine ständig besetzte Wache einrichten. Dafür brauche man etwa 35 Personen, allein die Lohnkosten dafür lägen bei 3,5 Millionen Euro im Jahr, sagt Mai. Eine richtige Berufsfeuerwehr ist erst ab 100 000 Einwohner vorgeschrieben.

Der stellvertretende Stadtbrandmeister ist aber optimistisch. "Wir haben das Potenzial", glaubt er. In zwei Wochen stellt die Feuerwehr ihre Kampagne mit neuen Plakaten vor. Am Samstag, 17. September, ist zudem ein großer Aktionstag geplant. Zwei neue Anwärter haben sich schon gefunden und bis dahin sollen es noch mehr werden. Vor zwei Jahren waren es zwölf nach einer landesweiten Werbeaktion. Die Feuerwehr Puch startet ihre eigene Kampagne nach den Sommerferien. Sie stellen rote Kübel vor jede Haustür, als Warnung, dass jeder damit selber löschen muss, wenn sich kein Nachwuchs mehr findet.

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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