Nachruf:Ortwin Scheider ist tot

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Durch Zufall wurde Ortwin Scheider Pressefotograf. Die Jahre im Ruhestand verbrachte er auf Reisen. Nach dem Tod seiner Frau zog er sich zurück. (Foto: privat)

Der frühere SZ-Fotograf stirbt mit 69 Jahren

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Erst Fotos machen Zeitungen zu dem, was sie sind. Denn sie bestimmen, wie sich eine Zeitung präsentiert. Die Fotos von Ortwin Scheider haben von 1978 bis 2008 für eine Generation von Lesern die Fürstenfeldbrucker Lokalausgabe der SZ geprägt. Am vorigen Sonntag ist Scheider im Alter von 69 Jahren in Fürstenfeldbruck gestorben. Die Redaktion trauert um einen humorvollen, lebensfrohen und weltoffenen, ja herzensguten Mitarbeiter und Kollegen.

Ortwin Scheider war über Jahrzehnte Bindeglied zwischen Redaktion und Lesern, weil er seinen Beruf ebenso liebte wie die damit verbundenen Kontakte und Gespräche. Ein guter Fotograf überrascht nicht nur mit seinen Bildern, er repräsentiert auch seine Zeitung und bekommt mit, was die Menschen bewegt. Auch wenn er nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen lebte, war der ehemalige Flugzeugmechaniker ein geselliger und umgänglicher Mensch. Wer, wie ein oft von Termin zu Termin gehetzter Pressefotograf, jeden Politiker und Vereinsvorsitzenden kennt, wird trotz der dienenden Funktion selbst zur Person des öffentlichen Lebens.

Die Belastung aus Siebentagewochen und dem Umstand, regelmäßig dann zu arbeiten, wenn Freude und Bekannte frei haben, und nachts zusätzlich noch Unfälle und Brände zu dokumentieren, hinterließ bei Scheider Spuren. Lange musste er seine Filme noch unter Zeitdruck nach den Terminen selbst in der Dunkelkammer entwickeln und Schwarzweißabzüge herstellen. Kein Wunder, dass er krank wurde. Deshalb ging er mit dem 60. Geburtstag in den Ruhestand und machte, was ihm schon vorher wichtig war: Mit dem Wohnmobil und seiner Frau verreisen und sich um seine Mischlingshunde kümmern, die zuletzt sein Ein und Alles waren. Ältere Brucker erinnern sich vielleicht noch an die Auftritte und Konzerte des Hardrockers Scheider mit Band im Mozartkino in Bruck.

Zur SZ kam Scheider durch einen Zufall. Als der Flugzeugmechaniker seinen Arbeitsplatz im Fliegerhorst gekündigt und ein Obstgeschäft eröffnet hatte, kauften die Mitarbeiter der nahegelegenen Redaktion regelmäßig bei ihm ein. Als sie erfuhren, dass ihr Obsthändler leidenschaftlich fotografierte, begann seine Karriere als Pressemitarbeiter. Sein umfangreiches Archiv von Schwarz-Weiß-Fotos überließ Scheider als Dokumentation der Landkreis-Zeitgeschichte dem Landratsamt.

© SZ vom 07.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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