Nach Trennung:Mann verleumdet frühere Freundin

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61 Jahre alter Germeringer zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt

Von ariane lindenbach, Germering

Weil er seine frühere Freundin der Prostitution bezichtigt und deshalb angezeigt hat, musste sich ein 61 Jahre alter Mann aus Germering vor dem Amtsgericht verantworten. Der ehemalige Anlageberater hatte die Frau nicht nur wiederholt auf Facebook schlechtgemacht, sondern auch in zwei Schreiben an das Landratsamt der Prostitution bezichtigt. Des Weiteren hatte er die Frau bedroht und zwei Reifen an dem Auto eines Bekannten zerstochen. Das Amtsgericht verurteilte den mehrfach Vorbestraften wegen Bedrohung, falscher Verdächtigung, Verleumdung, Beleidigung und Sachbeschädigung zu sieben Monaten Haft. Die Strafe hat das Gericht für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

Zwei Mal schrieb der Angeklagte im vergangenen Jahr an das Landratsamt und verleumdete seine frühere Freundin. Wie der seit rund zehn Jahren berufsunfähige Mann nach einem Rechtsgespräch einräumte, hatte er in den Schreiben behauptet, die Frau sei regelmäßig für einige Tage verschwunden und dann mit auffällig viel Geld wieder zu ihm zurückgekehrt. Insgesamt habe die Frau etwa zehn Monate bei ihm "gastiert". Und weiter: "Ich bin mir sicher, dass die Dame anschaffen geht." Den gleichen Inhalt, allerdings deutlich griffiger formuliert, postete der Germeringer insgesamt sechs Mal auf seinem Facebook-Account. Ferner schickte er der früheren Freundin per Whatsapp an einem frühen Februarmorgen die Nachricht: "Du kennst mein Küchengerät. Freu dich darauf, es geht ganz schnell." Und dazu stellte er ein Foto eines langen Küchenmessers. Diese Nachricht wurde ihm als Bedrohung ausgelegt.

Wie der Germeringer außerdem gestand, nachdem er sich mit seinem Rechtsanwalt beraten und dieser mit Richter und Staatsanwältin eine Bewährungsstrafe zwischen sechs und zehn Monaten im Fall eines Geständnisses ausgehandelt hatte, hatte er einem Bekannten in Germering zwei Reifen an seinem abgestellten Auto zerstochen und den Mann bei mehreren Gelegenheiten wüst beleidigt. Dazu passte auch die Schilderung eines Polizisten. Der berichtete von Nachbarn, die an dem Abend, als die Reifen zerstochen wurden, einen älteren Mann an dem Auto bemerkt und Geräusche eines "Luftaustritts" gehört hatten. Sie seien sich sicher gewesen, berichtete der Polizist in der Verhandlung, "dass es sich hier um den Angeklagten handeln muss". Der Zeuge berichtete auch, der Angeklagte habe den Vorwurf bestritten, stattdessen Jugendliche verdächtigt und sich darüber echauffierte, überhaupt verdächtigt zu werden. Auch in diesem Fall griff der Germeringer zum Stift. Dem Polizisten zufolge beschwerte sich der Angeklagte sogar schriftlich über ihn und seinen Kollegen.

Der Verteidiger gab zu bedenken, dass sein Mandant vor allem alkoholisiert ausfällig werde. Da er aber inzwischen nicht mehr trinke, seien kaum Wiederholungen zu befürchten. "Seit einem Jahr trinke ich nichts mehr, aber davor habe ich kräftig zugelangt", antwortete der Angeklagte dem Vorsitzenden Martin Ramsauer. So etwas erwarte man nicht von einem erwachsenen Mann im etwas fortgeschrittenen Alter, wenn eine Beziehung zu Ende geht, sagte die Staatsanwältin. Bei 18 Einträgen im Strafregister sei nur eine weitere Freiheitsstrafe möglich. Sie beantragte - angesichts einer positiven Sozialprognose - eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten, der Verteidiger forderte sechs Monate.

Der Vorsitzende Richter verhängte sieben Monate Haft, für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Außerdem muss der Germeringer 800 Euro Strafe bezahlen, in monatlichen Raten zu je 30 Euro, und an mindestens sechs Gesprächen zum richtigen Umgang mit Alkohol teilnehmen. "Zu seinen Gunsten war sein Geständnis zu werten und sein schlechter Gesundheitszustand", sagte der Richter über die Festlegung der Strafe.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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