Nach der Elternzeit:Vom Wickeltisch zurück an den Schreibtisch

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Hans Schwaiger und Jennifer Rosenheimer vom Mammendorfer Institut für Physik und Medizin erzählen aus ihrem Unternehmen. (Foto: Günther Reger)

Mammendorfer Unternehmen zeigt Wege, wie der Wiedereinstieg in den Beruf funktionieren kann

Von katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Oft heißt es sich entscheiden: Kinder oder Karriere. Frauen und Männer mit Nachwuchs haben es in vielen Fällen schwer nach der Elternzeit wieder einen Beruf zu ergreifen. "Es fehlt ihnen an Selbstvertrauen," meint Julia Engelmann von der Servicestelle "Frau und Beruf" in Fürstenfeldbruck. Mit Workshops, etwa zum Thema Bewerbungstraining, hilft sie unter anderem Frauen und Männern, die nach mehrjähriger Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen möchten. Dabei richtet sich das Angebot hauptsächlich an Mütter, Väter nähmen selten eine so lange Auszeit von der Arbeit.

Zusätzlich zu den Workshops organisiert Engelmann auch Unternehmensvorträge. Dabei stellen sich Firmen vor, schildern die Möglichkeiten einer Wiedereingliederung aus Unternehmenssicht und zeigen Wege auf, Familie und Beruf zu vereinbaren. Wie das gelingen kann, erklärten kürzlich Mitarbeiter des "Mammendorfer Institut für Physik und Medizin" (MIPM) bei einem dieser Vorträge.

Das internationale Unternehmen aus Mammendorf, das sich auf die Entwicklung und den Verkauf von medizinischen und technischen Geräten spezialisiert hat, beschäftigt selbst einige wiedereingestiegene Frauen. Jennifer Rosenheimer, Prokuratorin und Büroleiterin des Unternehmens berichtet von den vielfältigen Möglichkeiten, die sich einem Wiedereinsteiger auftun und die ihre Firma auch anbietet. Zum einen empfiehlt sie Praktika. Auf diese Weise lernen die Wiedereinsteiger die Systeme und Abläufe kennen und stellen fest, welche Fähigkeiten sie beherrschen. Dabei sei es sinnvoll, möglichst viele Aufgabengebiete kennenzulernen um den Orientierungseffekt zu maximieren. In ihrem Unternehmen umfassten die Praktika daher mehr als eine Abteilung. Eine andere Möglichkeit sei das Arbeiten in Teilzeit, mit der Option, die Stunden beim Heranwachsen der Kinder aufzustocken. Auch Homeoffice ist möglich.

Um eine Chance auf eine solche Stelle zu erhalten, sei es jedoch wichtig, mit der Zeit und dem Arbeitsmarkt zu gehen, betont Hans Schwaiger, Geschäftsführer beim Institut für Physik und Medizin. Beispielsweise seien kaufmännische Berufe gut bedient. Frauen, die eine Arbeit in dieser Hinsicht ergreifen wollen, müssten ihre Fähigkeiten erweitern. "Es heißt, sich zu spezialisieren." Kenntnisse in Zoll und Logistik seien besonders gefragt. Dahingegen herrsche ein großer Mangel in den technischen Berufen, dort habe man die größten Chancen, einen Job zu finden. Doch auch hier sei es wichtig mit der Zeit zu gehen. Durch das lange Aussetzen vom Beruf seien die Wiedereinsteiger oft nicht mehr vertraut mit den technischen und betrieblichen Anforderungen. Gerade in den letzten Jahren hätten sich diese sehr schnell verändert.

Ein weiteres Problem stelle auch der "Alt-Jung" Konflikt dar. Wiedereinsteigern falle es oft schwer, sich einem deutlich jüngeren Chef unterzuordnen. Außerdem litten vor allem Frauen oft unter dem Glauben, nichts mehr zu können, meint Engelmann. Trotz dieser Hindernisse dürften sich die Frauen aber nicht entmutigen lassen, meint Schwaiger. Gerade aufgrund des demografischen Wandels seien die Firmen immer mehr auf ältere Arbeitskräfte angewiesen, was die Jobchancen erhöhe. Ergänzungen in technischem und fachlichem Wissen könnten leicht durch Seminare oder Fortbildungen nachgeholt werden. Abgesehen davon bewiesen Wiedereinsteigerinnen seiner Erfahrung nach oft ein hohes Maß an Reife und brächten viel Erfahrung mit. "Und motiviert sind sie allemal."

Rosenheimer sieht das ähnlich. Sie selbst ist erst kürzlich aus der Babypause in den Berufsalltag zurückgekehrt. Die Vereinbarung von Arbeit und Familie sei nicht immer leicht, aber zu schaffen. "Es wird immer eine Herausforderung bleiben, aber es macht mir Spaß." Wichtig sei dabei nur, dass man Probleme vor dem Arbeitgeber offen anspreche. Eine weitere, essenzielle Voraussetzung für die erfolgreiche Wiedereingliederung in die Arbeitswelt sei jedoch der Mut, den nicht leichten Weg zu gehen, meint Engelmann. Das sei das Wichtigste: "Das man es will. Dann gibt es auch immer einen Weg."

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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