Nach dem Verstoß gegen Tierschutzvorschriften:Debatte um Zukunft des Schlachthofs

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Der Landrat unterstützt einen Neuanfang, sobald die Auflagen erfüllt sind. Der Innungsobermeister der Metzger hat bereits neue Mitarbeiter gefunden. Die Soko Tierschutz ist gegen eine Wiedereröffnung

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Wenn die Auflagen erfüllt sind, könnte der Brucker Schlachthof wieder eröffnen. Das ist das Ergebnis eines Gespräches zwischen Landrat Thomas Karmasin (CSU) und Vertretern der Metzgerinnung, das am vergangenen Freitag stattgefunden hat. Die Behörde hatte den Betrieb am vergangenen Mittwoch bis auf weiteres untersagt. Aufgrund des Videomaterials der Soko Tierschutz seien Fachleute zu dem Ergebnis gekommen, dass "gravierende Verstöße gegen Tierschutzvorschriften" vorliegen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts.

Zu den Auflagen gehört, dass der Betrieb einen zuverlässigen Tierschutzbeauftragten ernennt, Standardanweisungen für einzelne Arbeitsschritte vollständig erstellt und alle Mitarbeiter schult. Außerdem müssen bauliche Mängel behoben werden. So müssen im Wartebereich Boxen, in denen die Tiere stehen, voneinander abgetrennt werden und die Sicht auf den Treibgang vor der Betäubungsbox verwehrt werden. In jeder Box müssen Tränken für Schweine angebracht werden und Tiere, die sich dort länger als sechs Stunden aufhalten, müssen gefüttert werden.

Der Obermeister der Innung hatte der SZ am Freitag berichtet, dass er neue Mitarbeiter zur Verfügung habe. Diese rekrutierten sich aus der Metzgerinnung. "Wer bis jetzt mitgearbeitet hat, wird den Schlachthof nicht mehr betreten. Da mache ich keine Kompromisse", betonte Engelbert Jais. Am Nachmittag traf sich der Innungsmeister mit dem Landrat, der ihm Unterstützung dafür zusicherte, dass der Schlachthof als regionale Einrichtung bleibt.

Der Landrat geht davon aus, dass es einige Wochen dauern wird, bis die Umbauten erfolgt sind und die GmbH & Co KG sich neu aufgestellt hat. Sofern der Kreistag damit einverstanden ist, soll der Landkreis an seiner stillen Teilhaberschaft an dem Betrieb festhalten, sagte Karmasin. Er wolle kein Loch in die Kapitalausstattung reißen. Der Landkreis hält bislang mit mehr als 153 000 Euro einen Anteil von 21,4 Prozent. Nach dem Beteiligungsbericht des Landkreises für das Jahr 2015 erzielte der Schlachthof einen Überschuss von rund 42 000 Euro. Der Kreis bekam seit 2013 keine Rendite mehr ausbezahlt.

Was die Ermittlungen betrifft, so ist der Staatsanwalt in München am Zug. Der Strafverfolgungsbehörde liegen Anzeigen der Soko Tierschutz sowie der Kreisbehörde vor, die inzwischen auch die Videoaufnahmen, die heimlich im Schlachthof gedreht wurden, übergeben hat. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat aus juristischen Gründen die Bitte der Kreisbehörde abgelehnt, ein Gutachten über die Vorfälle zu erstellen. "Wir werden das Gutachten gerne machen, wenn es zu einem Prozess kommt. Machen wir es vorher, würde das vor Gericht als Voreingenommenheit gewertet", erklärte ein Sprecher der SZ.

Das Landratsamt selber prüft derzeit, wie das Kontrollsystem künftig effektiver funktionieren könnte. "Wir untersuchen, geht das mit einem amtlichen Tierarzt oder braucht es zwei", erklärte Karmasin. Außerdem wartet der Landrat auf eine Stellungnahme der privaten Firma, die im Auftrag der Kreisbehörde Kontrollen führte. Das Unternehmen sei damit beschäftigt, den betreffenden Tierarzt zu befragen, sagte Karmasin.

Gegen eine Wiedereröffnung des Schlachthofes hatten am Samstag Aktivisten der Soko Tierschutz demonstriert. Ihrer Ansicht nach haben die Verstöße gegen den Tierschutz systemischen Charakter. "Es reicht nicht, ein paar Gesichter auszutauschen", sagte eine Sprecherin der Tierrechtler-Gruppe. Dagegen forderte das Sozialforum Amper einen "Neuanfang unter demokratischer Kontrolle". Das Netzwerk fordert die Gründung einer Genossenschaft und Videoüberwachungen. Der Sprecher Harald Buwert kritisierte, dass die Kontrollen 1999 privatisiert wurden. Das diene "zuallererst der Gewinnerzielung der Unternehmen und der Existenzsicherung ihrer Angestellten".

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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