MVV-Tarifreform:Aufregung im Zonenrandgebiet

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Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 soll alles einfacher werden. ÖPNV-Koordinator Hermann Seifert erwartet Verbesserungen für Pendler im Umland

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die geplante Tarifreform des MVV könnte für Fahrgäste im Landkreis Fürstenfeldbruck einige Verbesserungen bringen. Durch die Vereinfachung der Zonen und Ringe könnten ein paar Strecken billiger werden. Wer allerdings am Stadtrand von München lebt, dürfte für sein Ticket am Ende ein bisschen tiefer in die Tasche greifen müssen.

Im Dezember 2018 soll eine große Tarifreform im MVV in Kraft treten. Manche Landräte fürchten, dass am Ende die Münchner auf Kosten der Pendler aus dem Umland besser gestellt werden. Hermann Seifert, der Leiter der ÖPNV-Abteilung im Landratsamt, sieht Chancen und Risiken. Der wesentliche Punkt in Bezug auf München ist, dass der Innenraum der Stadt anders strukturiert werden wird. Aus vier werden zwei Zonen oder vielleicht nur ein einziger Innenraum mit einer Flatrate.

Für die meisten Pendler aus dem Landkreis werde sich dadurch nichts ändern, meint Seifert. Allenfalls wer im Landkreis wohnt und nur bis Pasing fährt, würde etwas mehr bezahlen. Denn der Einheitstarif für das gesamte Stadtgebiet würde wohl günstiger als der aktuelle Preis für vier Innenraum-Zonen ausfallen, aber teuerer als bislang das Ticket für eine oder zwei Zonen in München. Das könnte dazu führen, dass mehr Gröbenzeller oder Puchheimer mit dem Auto nach Lochhausen oder Aubing fahren, um sich eine Zone zu sparen.

Andere Bestandteile der Reform könnten Landkreis-Pendlern hingegen nutzen. Künftig soll das Prinzip gelten, dass eine Kommune oder ein kompakt besiedeltes Gebiet wie Gröbenzell und Puchheim nur noch einer Zone zugeordnet wird, erklärt der ÖPNV-Experte. Das bedeutet, dass Pendler für die gleiche Strecke weniger, weil nur noch für eine Zone bezahlen müssen. Bisher ist Germering in drei Zonen für Harthaus, Unterpfaffenhofen und das Stadtzentrum aufgespalten und wer von Olching mit dem Bus nach Eichenau fährt, muss für zwei Zonen bezahlen, weil beide Kommunen zwar in einem Ring liegen, der Bus aber unterwegs die Grenze zu einem anderen Ring überquert.

Günstiger könnte es auch für Pendler aus dem ländlichen Westen werden. Wer für den Bus von Landsberied nach Bruck eine Streifenkarte kauft, muss derzeit vier Streifen entwerten, weil die Fahrt durch zwei Zonen geht. Von Aich hingegen wird nur ein Streifen fällig, obwohl die Strecke nicht sehr viel kürzer ist. Im Bereich der Einzelfahrkarten soll die Zahl der Zonen verdoppelt und die Tarifsprünge damit "abgemildert" werden, berichtet Seifert. Fürstenfeldbruck soll künftig als "Mischring" ausgewiesen werden, sodass Busfahrten von Olching oder von Landsberied nur noch einen Streifen kosten.

So richtig einfach und übersichtlich wird es wohl nicht. "Die Landkreise wollen das nachdrücklich, aber so weit sind wir noch nicht", antwortet Seifert auf die Frage, warum der MVV nicht auf ein simples System wie etwa in London umstellt. Denn das ginge nur mit einem kompletten elektronischen System, nicht mit Fahrkarten aus Papier und Pappe. Notwendig sei ein E-Ticketing mit einer Mobilitätskarte oder einer App für Smartphones: Wer in den Bus, die Trambahn oder den Zug steigt, erhielte dann eine Berechnung der Strecke genau bis zum Ausstieg. Beim Fahrpreis könnten die Strecke und das Tempo berücksichtigt werden. In dieses System könnten Leihräder und Car Sharing integriert werden. Immerhin soll es demnächst ein Pilotprojekt geben, sagt Seifert.

Ein weiterer Punkt ist die Frage, ob Germering zusammen mit dem Landkreis München-Land vollständig in den Münchner Innenraum integriert werden. "Die Germeringer würden dann mehr Leistung für ihr Geld kriegen, aber der MVV hätte weniger Einnahmen", sagt Seifert.

Dafür müssten aber andere Fahrgastgruppen oder der Steuerzahler aufkommen. Er betont jedoch, dass "alles noch im Fluss" sei. Über die verschiedenen Modelle debattieren mehrere Gremien des MVV, in einigen ist die Kreisbehörde direkt vertreten. Dazu treffen sich Vertreter der Landkreise ein bis zweimal pro Monat separat, um ihre Interessen abzustimmen. Am Ende werde man einen Kompromiss mit der Stadt München finden, sagt Seifert. "Unser Ziel ist, dass so viele Menschen wie möglich von der MVV-Reform profitieren und es nur wenige geringfügige Verlierer gibt." Das wären Pendler, die ein paar Euro mehr im Monat bezahlen müssen.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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