Entspannter kann ein Konzert wohl nicht losgehen. Mit seinem Gas-Feuerzeug zündet sich Matthi Birkmeyer erst einmal eine Zigarette an. Dann macht er sich ein Bier auf und gönnt sich einen Schluck, bevor er auf dem bereitstehenden Stuhl Platz nimmt und sich seine Gitarre umhängt. Licht spenden eine kitschige Ananas-Lampe und ein kleiner Kamin - der hilft auch gegen die abendliche Kälte. Denn Birkmeyer überbrückt die auftrittsfreie Corona-Zeit, indem er jeden Mittwoch via Facebook ein Livekonzert gibt, aus seinem kürzlich erworbenen Haus im Moos zwischen Germering und Aubing. Strom und fließenden Wasser hat er dort noch nicht, der Umbau steht noch an. Vorerst dient das alte Häuschen als Konzertbühne, von der aus Birkmeyer Woche für Woche hunderte Zuschauer unterhält.
Der 43-Jährige ist nicht nur Vollblut- sondern auch Vollzeitmusiker - normalerweise. Seit zwölf Jahren ist er Sänger und Gitarrist der Wuidara Pistols, einer Wiesn- und Stimmungsband. 80 bis 100 Auftritte pro Jahr haben die Musiker, abseits der Wiesn in Biergärten, in Bierzelten, auf Hochzeiten, Geburtstagen, Firmenfeiern. Auch ein Solo-Album hat Birkmeyer bereits veröffentlicht: "Am Leben sein". Acht Jahre ist das her, doch der Titel ist heute wohl so aktuell wie nie. "Als Zwölfjähriger habe ich meine erste Band gegründet, seitdem bin ich durchgehend immer irgendwo dabei", erzählt er. Zwischendrin hat er Sportwissenschaften an der TU in München studiert.
"Ich habe schon immer Sport gemacht, war im Turnverein. Sport war in der Schule das einzige Fach, bei dem mir Praxis und Theorie gleichermaßen gut gefallen haben und leicht gefallen sind. Weil es mich wirklich interessiert hat. Also habe ich mir gesagt, das sollte ich studieren". Nach verschiedenen Jobs als Fitnesstrainer, bei einem Autorennstall und bei einem Münchner Energie-Drink Hersteller ist Birkmeyer dann aber endgültig bei der Musik gelandet.
Seit vergangener Woche stehen seine Kellerkonzerte jeweils unter einem Motto. Das Austro-Bavaria-Special lässt sich noch online unter www.facebook.com/matthi.birkmeyer/ finden. An diesem Mittwoch wird sich Birkmeyer in seinem Häusl wieder vor die Kamera setzen und für die Menschen spielen. Diesmal ist das Thema "Rock around the Enzian", auf dem Programm stehen Titel von den Beatles über AC/DC und Bon Jovi bis hin zu Blink 182. "Auch für die kommenden Wochen habe ich schon Ideen. Ich möchte noch einen reinen Balladenabend machen, ein Konzert mit Kuschelrock und auch noch einen reinen Blödelrock-Abend mit Bands wie JBO", erzählt er und ergänzt: "Und dann muss ich hoffen, dass bald wieder alles aufmacht, sonst wird es eng, ich kann ja nicht alles machen. Sonst müsste ich irgendwann wieder von vorne anfangen. Oder wir lernen gemeinsam neue Lieder, irgendwas fällt mir schon ein".
Entstanden sind die Konzerte im Mooshäusl, wie es so oft ist, aus einer blöden Idee. Ein Bekannter habe bei Facebook irgendwo kommentiert: "Dann könnte doch der Birkmeyer live was spielen, damit er auch mal wieder was tut." "Eigentlich nur um mich zu ärgern", sagt der Germeringer. Doch Birkmeyer hat es probiert und war begeistert. Das Setup ist improvisiert, im Häuschen gibt es noch nicht einmal Internet. Deshalb streamt der 43-Jährige einfach über seine Handyverbindung und die Facebook-App.
Doch auch wenn ihm die Konzerte einen großen Spaß machen und er viel positives Feedback bekommt - während der Abende und später per Mail - macht sich Birkmeyer auch Gedanken darüber, wie es nach dem Lockdown mit der Band weitergeht. Damit sie dann gleich loslegen können, haben die Mitglieder schon ihre Urlaube gestrichen. Los gehen soll es mit kleinen Akustik-Auftritten in Biergärten - und wo immer sich eben die Möglichkeit bietet.
Zu sehen sind die Livekonzerte von Matthi Birkmeyer immer Mittwochs von etwa 20.30 Uhr an online unter www.facebook.com/matthi.birkmeyer