Müllverbrennungsanlage Geiselbullach:Energie aus Müll und Schlamm

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Im Abfallheizkraftwerk ist noch Platz. Deshalb suchen die Eigentümer Fürstenfeldbruck und Dachau Partner, die ihren Müll in Geiselbullach verbrennen lassen wollen. Nur wenige Kreispolitiker wissen überhaupt darüber Bescheid.

Gerhard Eisenkolb und Wolfgang Eitler

Soll die Müllverbrennungsanlage in Geiselbullach von einem Entsorgungsunternehmen zu einem Energieversorger ausgebaut werden? Sollen zu diesem Zweck eine Biogasanlage und Gasturbinenkraftwerke errichtet und die Öfen so umgebaut werden, dass auch der Schlamm aus der Kläranlage des Amperverbandes verbrannt werden kann? Über Fragen wie diese müssen die Kreistage in Fürstenfeldbruck und Dachau als die politische Verantwortlichen demnächst entscheiden. Da für solche zukunftsweisenden Investitionen weder das Restmüllaufkommen aus den beiden Landkreisen noch die Menge der Bioabfälle als ausreichend gilt, sucht der Geschäftsführer nach weiteren Partnern für das Gemeinsame Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft (GfA). Die beiden Landkreise Starnberg und München sind an einer solchen Kooperation interessiert.

In der Müllverbrennungsanlage Geiselbullach wird Abfall angeliefert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Dachauer Landrat Hansjörg Christmann (CSU) bestätigte, "dass es Kontakte mit Starnberg und dem Landkreis München gibt, wie man die GfA auf breitere Füße stellen kann". Eine Ausweitung der Kapazität sei nicht geplant, sondern nur eine bessere Nutzung der vorhandenen Müllöfen. Mit dem Restmüllaufkommen aus Dachau und Bruck sind die Öfen nur noch zur Hälfte ausgelastet. Da es Überkapazitäten gibt, müssen zurzeit rund 50 000 Tonnen Fremdmüll zu Schleuderpreisen angenommen werden. So zahlt der Landkreis Fürstenfeldbruck als Gesellschafter der GfA für die Verbrennung einer Tonne Müll knapp 200 Euro. Die Anlieferer des Fremdmülls fahren mit 80 bis 100 Euro je Tonne wesentlich günstiger. Da sich die Verbrennungskosten in den Müllgebühren niederschlagen, wären neue Partner auch für die Bürger in Dachau und Fürstenfeldbruck interessant. Erste Berechnungen im Dachauer Landratsamt ergaben, dass der Verbrennungspreis auf etwa 140 Euro pro Tonne sinken könnte, wenn sich weitere Mitgesellschafter oder Kooperationspartner fänden.

Ähnlich sieht das auch der Brucker Landrat Thomas Karmasin (CSU). Er begrüßt eine Kooperation mit weiteren Partnern, verweist aber darauf, dass auf politischer Ebene noch keine Gespräche geführt wurden. Dafür lotete der Geschäftsführer des GfA, Thomas König, umso intensiver die Möglichkeiten aus. Er weiß, dass die Wirtschaftlichkeit die Schwachstelle des Kommunalunternehmens ist und will erreichen, dass dieses durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder und die Kooperation mit anderen Landkreisen effektiver arbeiten kann. Die Zukunft der Energieversorgung und der Abfallentsorgung sei regional zu sehen, sagt er. Am Donnerstag will König die beiden Kreistage von Fürstenfeldbruck und Dachau bei einer gemeinsamen Sitzung im Landratsamt Fürstenfeldbruck von 9 Uhr an über die neuen Optionen informieren. Auf die Frage, ob die Kooperation mit Starnberg und dem Landkreis München die Debatte prägen dürfte, sagte Christmann: "Ich glaube nicht. Das Kernthema ist, die Zukunft des GfA vor Augen geführt zu bekommen." Auf die weitere Frage, ob das GfA sich zu einem regionalen Energieversorger der gesamten Region München entwickeln könnte, wenn Starnberg und/oder der Landkreis München einstiegen, meinte er zurückhaltend, dass die Stromproduktion nicht größer werde als bisher. Insofern betreffe diese Frage der regionalen Energieversorgung allein die Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck.

Zu denjenigen, die den Bau von Anlagen zur Verwertung von Bio- und Gartenabfällen kritisch sehen, gehört der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) in Fürstenfeldbruck, Herbert Britzelmair. Er ärgert sich über den hohen Verbrennungspreis und fürchtet, dass auch die Bioabfallentsorgung mit einer eigenen Anlage teurer werden könnte. Das Aufkommen an Biomüll aus Bruck und Dachau liegt zurzeit bei rund 9000 Tonnen im Jahr. Für eine konkurrenzfähige Anlage wird laut Britzelmair aber die vierfache Menge an Bioabfällen benötigt. Zurzeit bezahlt der Landkreis für die Entsorgung einer Tonne Biomüll 40 Euro. An diesem Preis müsste sich das GfA orientieren. Zudem wird seit Jahren verzweifelt nach Abnehmern für die Fernwärme gesuchte. Obwohl es bereits Abnehmer gibt, verpufft noch jährlich eine ungenutzte Energiemenge, die dem Heizwert von 17 Millionen Litern Öl entspricht. In den neunziger Jahren hatten Grüne und Freie Wähler eine Kooperation mit dem Landkreis Starnberg verhindert. Inzwischen lehnen sie diese nicht mehr grundsätzlich ab, solange die Verbrennungskapazitäten nicht ausgeweitet werden. Der Landtagsabgeordnete und Kreisrat Martin Runge (Grüne) verweist darauf, dass "Müll, der nicht anfällt, die bester Energiebilanz hat". (Kommentar)

© SZ vom 04.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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