Modellversuch:Whatsapp und Instagram in der Pause

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Das Handy ist gerade für viele Jugendliche, aber auch für die Erwachsenen, mittlerweile zu einem allgegenwärtigen Begleiter geworden, auf den sie nicht mehr verzichten wollen. (Foto: Mike Segar/Reuters)

Die Berufsschule nimmt als einzige Einrichtung im Landkreis an einem zweijährigen Versuch teil. Smartphones sind nicht mehr generell tabu. Gleichzeitig soll gezielt Medienkompetenz vermittelt werden

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Smartphone ist ein nützlicher Begleiter in vielen Lebenslagen, ist Computer, Telefon und soziales Kontaktmedium in einem. Aber auch ein Gerät, das nie verstummt. Außer der Nutzer ist in der Lage, sich die Zeiten am Handy sinnvoll einzuteilen. Dies sollen nun die Schüler der Berufsschule Fürstenfeldbruck ausprobieren: Sie nehmen von diesem Schuljahr an als einzige Bildungseinrichtung aus dem Landkreis an einem zweijährigen Schulversuch des bayerischen Kultusministeriums teil.

Praxisnah sollen sich die Schulen dabei an Regelungen versuchen, wie "neben der pädagogischen Nutzung von Handys im Unterricht auch dem Wunsch nach einem privaten Gebrauch von Smartphones im Schulalltag" entsprochen werden könnte, sagt Kultusminister Bernd Sibler. Derzeit gilt: Handys und andere digitale Geräte wie Tablets müssen auf dem Schulgelände laut Erziehungs- und Unterrichtsgesetz ausgeschaltet bleiben, auch in den Pausen. Zu Unterrichtszwecken dürfen sie jedoch verwendet werden. Das Gesetz gilt auch für die Berufsschulen.

Für Ausnahmeregelungen, die die jeweiligen Schulgemeinschaften selbst beschließen sollten, hatten sich der Bayerische Elternverband, der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband und der Landesschülerrat stark gemacht mit der Begründung, dass es für einen modernen und hochwertigen Unterricht "unumgänglich" sei, "derartige Geräte als wertvolle Hilfe anwendungsbezogen, situationsbedingt und altersgerecht innerhalb und außerhalb des Unterrichts zulassen zu können". Nun soll eine Lockerung des Handy-Verbots also zunächst im Schulversuch getestet werden, der fachlich durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) begleitet und evaluiert wird.

In Fürstenfeldbruck hatte auch der Berufsschulbeirat der Teilnahme am Schulversuch zugestimmt. Details zur Durchführung kennt Schulleiterin Andrea Reuß noch nicht. Sie kennt aber die tägliche Gratwanderung. Gerade Auszubildende müssten bisweilen mit ihren Ausbildungsbetrieben in Kontakt stehen, wenn sie an der Berufsschule Unterricht haben, dürfen aber derzeit auch außerhalb des Unterrichts an der Schule nicht über das Handy erreichbar sein. Den Schulversuch hält sie deshalb für eine "sinnvolle Lösung", um auszuprobieren, in welcher Form man das Handy zu Unterrichtszwecken oder auch in den Pausen erlauben könne. Da es sich bei den Berufsschülern um Erwachsene oder beinahe Erwachsene handle, müsse man von einem vernünftigen Umgang mit dem Handy ausgehen. Das bedeutet freilich nicht, dass es nicht auch an der Berufsschule Probleme gibt. Werden Schüler mit eingeschaltetem Smartphone erwischt, wird es eingezogen.

Die insgesamt 135 bayernweit am Modellversuch teilnehmenden Schulen führen Digitalisierung und Medienerziehung als ein Schwerpunktthema. Hier müsse man mit den Schülern im Unterricht ins Gespräch kommen, sagt Reuß: Was sind die Gefahren mit dem Handy? Wie sollte man damit sinnvoll umgehen? Es gebe genügend Fächer, in denen diese Themen unterzubringen seien. Die Schule habe hier auch eine Präventionsaufgabe.

Manchmal regeln Schüler ihre Probleme aber auch ganz allein. Eine Brucker Berufsschulklasse hatte sich zuletzt bewusst dafür ausgesprochen, ihre Handys regelmäßig vorne am Pult abzugeben und erst nach dem Unterricht wieder zu holen. Die Begründung für die Selbstdisziplinierungsmaßnahme der Schüler: Sie seien ansonsten ständig in Versuchung, auf ihre digitalen Begleiter zu schauen. Sie hatten selbst eingesehen, dass das Handy immer wieder im Unterricht störte und es deshalb zu Konflikten kam.

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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