Mobiler Landrat:Türen wie ein Lamborghini

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Landrat Thomas Karmasin will künftig mit einem Elektroauto zu Terminen fahren. Die beworbene Technik hat sich aber noch nicht etabliert. Lediglich 41 E-Autos sind im Landkreis zugelassen.

Von Kevin Schrein

Zwei Meter lang, 80 Kilometer pro Stunde schnell und Scherentüren wie ein Lamborghini: Landrat Thomas Karmasin hat sein neues Dienstfahrzeug, einen Renault "Twizy", gesponsert von elf Firmen und Einrichtungen aus dem Landkreis, vor dem Landratsamt in Empfang genommen. Liebevoll streicht er dem Auto von der Größe eines Smart übers Dach und schwärmt von der Beschleunigung, "die mich doch überrascht hat." In Zukunft wolle er das Fahrzeug für Termine im Umkreis nutzen. Allzu weit dürfen diese aber nicht entfernt liegen, denn der Twizy hat eine Reichweite von 100 Kilometern. "Für die meisten Termine, wird das aber ausreichen", meint der Landrat.

Pole-Position: Mit seinem Elektro-Dienstfahrzeug gehört Landrat Thomas Karmasin zu den ersten E-Autofahrern im Landkreis. (Foto: Johannes Simon)

Mag der Landrat mit seinem neuen Dienstwagen ein Zeichen gegen Karossen mit Verbrennungsmotor setzen, auf den Straßen des Landkreises dominieren Benziner und Diesel nach wie vor. Nur 41 Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb, keine Hybridfahrzeuge, sind bei der Kfz-Zulassungsstelle des Landkreises gemeldet. Einziger Hoffnungsschimmer: Im Juli des vergangenen Jahres waren es noch 30 E-Autos. Immerhin eine Steigerung um ein Drittel. Ein Grund für den schleppend anrollenden Elektrifizierungsprozess der Straße ist sicherlich der Anschaffungspreis der Fahrzeuge. Karmasins Twizy kostet 8500 Euro. Wünscht man allerdings einen Mittelklassewagen, ist schnell der drei- bis vierfache Preis fällig. Auch deshalb wird im Fuhrpark des Landratsamtes nur ein Elektroauto stehen. "Die Anschaffungskosten sind einfach wesentlich höher als bei einem normalen Auto", sagt Pia Schmahl, Pressesprecherin des Landratsamtes.

Neben dem momentan Kaufpreis spricht auch das nur unzureichend ausgebaute Ladenetz gegen den Kauf eines Elektrofahrzeugs. Sieben gibt es im Landkreis. Drei in Fürstenfeldbruck, je eine in Eichenau, Puchheim, Maisach und Gröbenzell. Eine der drei Stationen in Fürstenfeldbruck steht auf dem Gelände der Stadtwerke. Für 30 Euro im Jahr kann hier das Auto beliebig oft aufgeladen werden. Das Problem: Um die Station nutzen zu können, muss man seinen Strom von den Stadtwerken beziehen. Erst dann kann man die zum Laden benötigte Zugangskarte erwerben. Auch scheint das Geschäft mit der Ladestation eher eine Werbemaßnahme in eigener Sache zu sein. Denn laut Stadtwerke nutzen lediglich vier Autobesitzer die Ladesäule.

Doch zumindest einige Gemeinden im Landkreis zeigen, dass Elektromobilität, unabhängig der Vor- und Nachteile wie geräuscharmer Verkehr aber auch energieintensive Herstellung, möglich ist. Puchheim und Gröbenzell nutzen je ein Peugeot iOn, das sie vom Energieversorger KommEnergie in Eichenau für drei Jahre geleast haben. KommEnergie stellt seinen Mitarbeiter ebenfalls ein E-Auto zur Verfügung, das einen Tag pro Woche auch von der Nachbarschaftshilfe Eichenau benutzt wird. "Das Fahrzeug ist leise, hat eine tolle Beschleunigung und fährt sich ansonsten wie ein normales Auto", sagt Tanja Seibert von der Stadt Puchheim. Und die Reichweite würde auch ausreichen, meint sie. Wohin die Reise der Elektromobilität in naher Zukunft geht, zeigt BMW auf dem Flughafengelände in Maisach. Dort testet der Autobauer sein Elektroauto i3, das den E-Automarkt revolutionieren soll. Für 35.000 Euro das Stück.

© SZ vom 24.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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