Mitten in Wald und Flur:Tipps für coole Säue

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Die Förster haben viele Ideen, wie sie den Wald im Klimawandel stabil halten können. Auch die Jäger könnten etwas beitragen und neue Tierarten etablieren

Kolumne Von Stefan Salger

Jäger haben viele Feinde. Die einen halten sie für stockkonservative Grünröcke, andere für Menschen, die unschuldige Bambis niedermetzeln. Wie wohltuend, dass sich die böswillig verunglimpften Waidmänner nun mit einer Mitteilung an die große weite Welt jenseits der Wälder wenden und beide Vorurteile widerlegen.

Stockkonservativ? "Coole Sau" heißt es in der Betreffzeile, das ist eindeutig progressiver Jugendsprech. Und Gegner der Tiere? In dem zweiseitigen Brief bringt die Fürstenfeldbrucker Jagdverband-Kreisgruppe angesichts hochsommerlicher Temperaturen ihre Empathie für kreuchende und fleuchende Vierbeiner zum Ausdruck. Es geht um Strategien, "bei der Affenhitze einen kühlen Kopf zu behalten", wie es Jägersprecher Michael Pöllmann ausdrückt. Es folgen viele Zeilen Poesie, gemischt mit einer Prise Jägerlatein. Man erfährt, dass Tiere keine Schweißdrüsen haben und sich Hirsche gerne in Bergbächen abkühlen. Es ist aber auch zu erfahren, dass es im Landkreis an Bergbächen ebenso mangelt wie an frei lebenden Hirschen - ganz im Gegensatz zu Wildschweinen und den von ihnen bevorzugten großen, matschigen Pfützen (bekannt unter dem Fachterminus Suhlen). Ganz nebenbei erfährt man auch echt Interessantes: Dass eine Schlammpackung gegen Mücken schützt (vielleicht ja auch ein Tipp, den Zweibeiner adaptieren könnten) und außerdem, dass Rehe gute und Wildschweine sogar sehr gute Schwimmer sind (was diesen aber wohl weniger hilft, weil es - siehe oben - an reißenden Gebirgsbächen als Betätigungsfeld fehlt). Könnten Füchse oder Hasen lesen, wüssten sie nun, dass Hecheln gegen Hitze hilft, ausgestreckte Löffel die überschüssige Wärme gut ableiten und eine Siesta im Schatten dem Wohlbefinden zuträglich ist.

Ein paar Antworten bleibt die Pressemitteilung freilich schuldig: Wie lange wird das Wohlbefinden von Meister Lampe und Bambi anhalten, wenn sie sich erhobenen Hauptes und angenehm temperiert unter dem scharfen Blick des Jägers auf die Lichtung hinauswagen? Und: Könnte es sich lohnen, analog zum Umbau der Fichtenmonokultur zu einem hitzeresistenteren Mischwald auch die Fauna maßvoll zu diversifizieren? Wir hätten da einen Vierbeiner im Angebot, der weder der Wildbäche bedarf noch hecheln oder die Ohren ausstrecken muss - und der gut mit dem knappen Wasserangebot klarkommt. Er hat Höcker auf dem Rücken und wäre vielleicht sogar geeignet als progressive Alternative zum stockkonservativen Jägerstand.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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