Mitten in Türkenfeld:Österlicher Lockruf

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Wenn ein Markt falsche Erwartungen schürt

Von Katharina KNaut

Bei der Vorbereitung für ein großes Familienfest wie Ostern gibt es zwei Sorten von Menschen: Zum einen die Planer, die bereits drei Wochen im Voraus Lammbraten und Backwaren bestellen, die Dekoration nur aus dem Keller holen müssen und für etwaige Rückschläge immer einen Plan B bereit haben. Zum anderen gibt es die Verplanten, die in der optimistischen Grundüberzeugung leben, dass alles schon irgendwie klappen wird. Man kümmert sich eben darum, wenn es soweit ist. Bis die Mutter anruft: "Kind, wann sollen wir denn am Wochenende kommen?" Und einem siedend heiß einfällt: In einer Woche ist ja Ostern! Was tun? Zeit, vor den Feiertagen alle Läden abzuklappern, hat man nicht - bei dem Papierstapel auf dem Schreibtisch im Büro.

Man beginnt im Internet zu surfen und stößt auf die Rettung: der Ostermarkt in Türkenfeld. Man denkt: Von Schokoeiern bis hin zur Dekoration wird alles da sein! Voller Optimismus steht man also an besagtem Tag auf dem Platz vor dem Türkenfelder Rathaus - und erfährt eine herbe Enttäuschung. Denn statt bunten Eiern, süßen Osterlämmern und niedlichen Hasen werden an den Ständen vor allem Gemüse, Wurst und Käse feilgeboten. Außerdem gibt es noch Kaffee und Kuchen oder, wer es etwas exotischer mag, einige syrische Spezialitäten. Sehr idyllisch, mit viel ländlichem Flair und bestimmt viel frischer, regionaler Ware, aber österlich? Nicht wirklich. Das einzige, was den Markt mit Ostern in Verbindung bringt ist das österliche Palmbuschbinden und ein österliches Preisrätsel.

Ein besserer Titel für das, was sich auf der Internetseite der Gemeinde Türkenfeld mutig "Osterwochenmarkt" nannte, wäre also eher "österlich angehauchter Markt mit Blaskapelle und Möglichkeit zum gemütlichen Beisammensitzen" gewesen. Das war für die Homepage aber wahrscheinlich einfach zu sperrig. Ideal war die Veranstaltung für Familien, die einen netten Ausflug mit ihren Wochenendkäufen kombinieren wollten, verzweifelte Organisatoren der österlichen Familienfeier hätten sich jedoch anderweitig umsehen sollen.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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