Die Grünen sind eigentlich auch nicht mehr das, was sie einmal waren. In Schleswig-Holstein, zum Beispiel, stellen sie den Umweltminister. Wen sonst. Und dieser Minister namens Jan Philipp Albrecht hat rechtzeitig vor dem Jahreswechsel die Bevölkerung aufgerufen, in der Neujahrsnacht weniger Feuerwerk abzubrennen. Früher, als die Grünen noch gegen alles waren, was irgendwie Konsum und Freude bedeutete, hätte ein grüner Umweltminister nach Verkaufsverboten für Böller und Raketen und schweren Strafen geschrien. Jetzt also ein wenig Verzicht für den Gesundheits- und Umweltschutz, denkt man sich auch in Puchheim und sogar in Eichenau, wo alle zu einem gemeinsamen Feuerwerk zusammenkommen sollen. Das wäre eine gute Idee, doch hat dieses Jahr Hannover das gemeinsame Böllern in der Innenstadt verboten. Weil sich im vergangenen Jahr die Leute gegenseitig beschossen haben. Nicht auszudenken, wenn dies auch in Puchheim-Eichenau passieren würde. Würde mit einer horizontal abgeschossenen Silvesterrakete aus dem Achtersortiment "Schweifaufstieg mit flimmernden Sternen in Gelb und Lila" möglicherweise ein Krieg ausbrechen?
Nein, das wollen auch die Freunde des Explosivgemisches nicht. Also wird hüben wie drüben weiterhin das Feuerzeug an die Lunte gelegt, und alle Köpfe werden in den Himmel gereckt, um bei einem gemeinsam angestimmten "Ahh" und "Ohh" das bunte Spektakel am Himmel zu verfolgen und - nach dem Prinzip von Alan Parsons "What goes up, must come down" - beim Einatmen all den Feinstaub in die Lungen zu saugen, der nach dem Aufstieg der Heuler und Bombetten herunterfällt. Das sind, vom Umweltbundesamt für dieses Silvester hochgerechnet, bundesweit 4500 Tonnen feinste unsichtbare Partikel, die dann irgendwie jeder zu sich nehmen würde. Apropos Feinstaub: Vielleicht sollten heuer mal nur Dieselfahrer aufs Feuerwerk verzichten.
Prosit Neujahr!