Mitten in Puchheim:Wlan immer und überall

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Hotspots am Bahnhof und am Grünen Markt. Und die Grünen machen mit.

Von Peter Bierl

Laptop und Lederhose lautete der Slogan eines früheren bayerischen Ministerpräsidenten. Zogen SPD-Spitzenpolitikerinnen früher Dirndl an und traten wieder der Kirche bei, um im Marktsegment Tradition und Heimat zu punkten, gerieren sich die Grünen nunmehr als Technikfreaks, was wiederum den Schwarzen nicht gefällt. "Die CSU hat's erfunden", reklamierte Thomas Hofschuster, Fraktionssprecher der CSU im Puchheimer Stadtrat, angesichts des Vorschlags der Grünen, auf öffentlichen Plätzen Hotspots für freies Wlan einzurichten. Vor zwei Jahren habe seine Fraktion schon einen ähnlichen Antrag eingebracht. "Aber wir freuen uns, dass die Grünen jetzt zustimmen", frotzelte Hofschuster.

Zwei solcher Hotspots sollen am Bahnhof und am Grünen Markt in Puchheim eingerichtet werden. Die Stadt wird dafür Geld aus einem Förderprogramm des bayerischen Finanzministeriums beantragen. Das beschloss der Stadtrat mit großer Mehrheit. Während die CSU spaßeshalber ein wenig um das Erstgeburtsrecht für die Idee kämpfte, stichelte UBP-Fraktionssprecher Reinhold Koch, früher hätten sich die Grünen gegen Sendemasten für Mobilfunk engagiert.

Nicht mal ignorieren, war die Reaktion der Angesprochenen. "Die Zeit ist günstig, weil es eine Förderung gibt", bemerkte deren Fraktionssprecher Manfred Sengl lediglich. Die Grünen hatten sogar fünf mögliche Standorte ins Gespräch eingebracht, die zwei teuersten sollen nun mit Steuergeldern aus dem Etat von Heimatminister Markus Söder (CSU) verwirklicht werden. Die übrigen könnten vielleicht durch einen privaten Anbieter günstiger angelegt werden. Im neuen Jugendzentrum sind obendrein schon Anlagen dafür installiert. Altbürgermeister Erich Pürkner (CSU) wollte wissen, ob es Filter gebe, die Jugendliche vor Schmutz und Schund aus dem Netz abschirmen, was bejaht wurde.

Den Part der Kritiker übernahmen die Freien Wähler und Sonja Strobl-Viehhauser (CSU). Manuela von Hagen (FW) warnte vor dem Suchtcharakter und vor Hackern, Strobl-Viehhauser verwies auf die Strahlenbelastung. Beide argumentierten, dass Menschen auf öffentlichen Plätzen direkt miteinander kommunizieren sollten statt mit elektronischen Geräten. Wenn alle ständig auf ihre Smartphones starrten, käme das Miteinander zu kurz. "Das ist störend und nicht so vorteilhaft für die Menschheit", meinte Strobl-Viehhauser.

Es sei nun einmal so, dass die Leute mit solchen Geräten herumliefen, antwortete SPD-Fraktionssprecher Jean-Marie Leone: "Erzieherische Maßnahmen stehen uns nicht zu." Dabei ist der Unterschied zwischen Sanktion und Geschenk sicher so groß wie der zwischen Laptop und Lederhose.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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