Mitten in Puchheim:Filmreifes Maibaum-Latein

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(Foto: Matthias Ferdinand Döring)

Geiselbullacher Diebe klauen den Maibaum von Takis Taverne. Angeblich mit Hilfe eines Hubschraubers...

Kolumne von Katharina Knaut

Direkt filmreif klingt, was einige Diebe über den unrechtmäßigen Erwerb des Maibaums eines Puchheimer Wirts berichten. Es ist spät, schon nach Mitternacht. Dunkelheit liegt über dem Spielfeld des Sportvereins. In einem Fenster der zugehörigen Wirtschaft "Takis Taverne" brennt noch Licht. Da schleichen dunkle Gestalten aufs Gelände, darauf bedacht, ja kein Geräusch zu verursachen. Sie beratschlagen flüsternd, kundschaften die Lage aus, holen Werkzeug. Immer wieder gehen besorgte Blicke zum erleuchteten Fenster. Auf dem Spielfeld liegt das Objekt der Begierde: Ein 16 Meter langer Baum, blau-weiß gestrichten, mit einer Kette gesichert. An der machen sich die Diebe zu schaffen. Nach einer halben Stunde das erlösende Klicken: Die Kette fällt zu Boden. Es ertönt das dröhnende Geräusch eines rotierenden Propellers. Ein Hubschrauber senkt sich aus dem nächtlichen Himmel herab, landet auf dem Spielfeld und fliegt schließlich mit dem Baum davon. Am nächsten Tag erhält der verzweifelte Wirt von "Takis Taverne" einen Anruf: "Wir haben deinen Maibaum. Rückgabe nur unter bestimmten Bedingungen."

So zumindest die Darstellung der Geiselbullacher über die Nacht, als sie den Maibaum des Wirts stahlen. Der Teil mit dem Helikopter stimme vielleicht nicht ganz, gibt Robert Meier zu, Olchinger CSU-Stadtrat und Teil der Verschwörerbande. Er selbst war zwar nicht an der Aktion beteiligt, führte aber die Verhandlungen zur Auslöse. Das mit dem Hubschrauber habe er dem verzweifelten Wirt geantwortet, als der ihn fragte, wie die Geiselbullacher den Maibaum abtransportiert hätten. Tatsächlich geschah es mithilfe reiner Muskelmasse, einem zufällig offenstehenden Tor und einem Hänger. Die Maibaumdiebe sind stolz auf ihre erfolgreiche Mission.

Meier und die übrigen 18 Verschwörer wissen jetzt auch, wie zermürbend das Leben als Dieb sein kann: Rund um die Uhr mussten sie zwei Wochen lang Wache schieben. "Der Baum hätte uns jederzeit von einem anderen Verein wieder abgenommen werden können. Dann wären wir das Gespött des Landkreises, ja von ganz Oberbayern geworden!" Doch alles lief wie am Schnürchen, die harten Auslöseverhandlungen waren erfolgreich. Der Preis für den Baum: Brotzeit für alle und 40 Liter Bier. Bei Zaziki und Gyros schwelgen die Verschwörer in den Erinnerungen an ihren Raubzug. "Es war sehr aufregend", sagt einer. "Genau wie im Film!"

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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