Mitten in Puchheim:Coronas Midissage

Viel zu feiern gibt es aktuell nicht. Schön, dass man sich in Puchheim für eine Ausstellung möglichst viele Anlässe einfallen lässt

Kolumne von Stefan Salger

Zum Thema Volksfest fällt einem zurzeit eigentlich so gar nichts Erbauliches ein. Die Wiesn in München ist abgesagt, gleiches gilt für alle solchen Events im Landkreis, so auch für jenes in Puchheim. Corona hat uns jeglichen Spaß verdorben. Feste darf man nicht mehr feiern wie sie fallen. Schunkeln mit ausgestrecktem Arm und Faustkontakt zum Nachbarn und in Schnabeltassenmanier den Strohhalm unter den Mundschutz klemmen, um Bier oder Radler einsaugen? Nicht vorgesehen - und muss man auch nicht wirklich haben (abgesehen davon, dass Plastiktrinkhalme bald tabu sind - da ist nicht Corona schuld, sondern die EU, und die hat recht).

Um zumindest in süßen Träumen schwelgen und der guten alten Zeit nachtrauern zu können, bietet sich ein Besuch des Glashauses auf dem Grünen Markt in Puchheim an. Dort sind seit dem 25. Juni die Siegerbilder des Kinder-Malwettbewerbs zum Thema Volksfest zu sehen. An diesem Freitag lädt Bürgermeister Norbert Seidl von 14 Uhr an zu einer "Midissage" ein. Vernissage und Finissage, das kennt man. Aber der Begriff "Midissage" wird recht selten verwendet. Ermutigend, dass es im Verlauf einer Ausstellung also gleich mehrere Anlässe zum Feiern gibt. Nette Vorstellung, dass auch der Schiedsrichter 45 Minuten nach dem Anpfiff und 60 Minuten vor dem Abpfiff eines Fußballspiels zur Midissage pfeifen könnte. Aber solche Überlegungen demaskieren einen auch ganz ohne Mundschutz als Kulturbanausen.

Wer im Glashaus sitzt, sollte keine Steine schmeißen, sondern sich dort lieber in Ruhe die schönen Bilder ansehen - und darauf hoffen, dass Corona die Midissage schon hinter sich gelassen hat.

© SZ vom 03.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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