Mitten in Olching:Werkstatt als Home-Office

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Martin Smolinski wie man ihn sonst kennt: Mit seiner Maschine auf der Strecke. (Foto: Voxbrunner Carmen)

Home-Office, das heißt meist Computer, Kellerraum, keine Kollegen. Doch Speedway-Fahrer Martin Smolinski zeigt, dass es auch ganz anders geht

Kolumne von Stefan Salger

Home-Office ist eine praktische Sache. Einfach aufs Sofa setzen, Laptop aufklappen und los geht's. In manchen Berufen stößt man damit freilich an Grenzen - vor allem in den Kliniken, aber auch bei Lieferdiensten und auf dem Bauernhof. Keine einzige Mülltonne lässt sich digital entleeren und keine Klopapierrolle in den Supermarkt bringen. Per Mausklick lassen sich an der heimischen Playstation bestenfalls Häuser errichten oder Fußballspieler dirigieren.

Auch Martin Smolinski hat's nicht leicht. Der 35 Jahre alte Speedwayfahrer aus Olching ist in normalen Zeiten nicht im Cyberspace unterwegs, sondern ganz leibhaftig auf den Sandbahn-Rennstrecken dieser Welt. Er ist bekannt dafür, ziemlich schnell die Kurve zu kriegen auf den 300 bis 400 Meter messenden Ovalen. Eigentlich, denkt man, müsste der kernige Rennfahrer zurzeit Däumchen drehen. Vielleicht sieht er sich ja gerade Aufzeichnungen seiner großen Erfolge an. Nun meldet sich Smolinski aus dem Home-Office - und hat dort scheinbar Besuch bekommen. Wie das in Zeiten des Kontaktbeschränkung? Ganz einfach: Smolinskis Home-Office ist die Werkstatt. Dort schraubt er an seiner Einzylindermaschine und ölt die Kette, um für künftige Triumphe gerüstet zu sein. Und Besuch empfing er jüngst lediglich virtuell - beamte er dem Sender München TV via Internet und mit dem gebotenen Abstand doch Material für eine zweiminütige Doku. Gelegenheit, Smolinski mal nicht als staubigen Sausewind zu sehen, sondern ohne Helm in aller Ruhe vor dem Computerbildschirm oder beim Polieren eines riesigen Pokals mit Sprühöl.

Der diesjährige Auftakt im Bahnsport verschiebt sich derweil immer mehr nach hinten, die Absagen ziehen sich bereits bis in den Mai (auch der Start beim Grand Prix in Polen ist leider nun passé). Smolinski hat also in der Zwangspause viel Zeit für Home-Office. Mal sehen, vielleicht hat der gelernte Zweiradmechaniker seinen Einzylinder bis zum Saisonstart mit einem schönen V 8-Motor oder einem Elektroantrieb nachgerüstet. Oder zumindest mit einem Paar verchromter Rückspiegel.

Die Sendung ist zu sehen unter www.muenchen.tv/mediathek/video.

© SZ vom 07.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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