Mitten in Olching:Graßlfinger Seenplatte

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Little Adria vor der Haustür - in Olching kommt am Kiesweiher bald Rimini-Feeling auf

Von Stefan Salger

Der Landkreis weist eklatante Defizite bei der touristischen Infrastruktur auf. Keine Zugspitze, kein Mont Blanc, kein Meeresstrand, keine Palmen. Eine Handvoll öffentlicher Toiletten, das war's dann auch schon! Mal abgesehen von kleineren Landstrichen, die jemand bei Grafrath zu halbwegs malerischen Wellen zusammengeschoben hat: plattes, ödes Land. Der Weltenbummler will in dem Landkreis mit dem ohnehin unaussprechlichen Namen gar nicht erst verweilen und bleibt lieber auf der Bundesstraße 471, die für sein schnelleres Fortkommen vierspurig ausgebaut werden soll. Ein Blick über den Landkreistellerrand zeigt, welche Paradiese sich gleich dahinter auftun. Da lockt die Mecklenburgische Seenplatte. Eine 240 Kilometer lange und 30 Kilometer breite Wasserwunderwelt, die sich vom Ostrand Lübecks bis Eberswalde erstreckt. Dann gäbe es noch die Pojezierze Mazurskie. Viele der unendlich vielen masurischen Seen auf 1700 Quadratkilometern sind durch schiffbare Kanäle verbunden. Andreas Magg, dem Steuermann Olchings, ist dieses Potenzial nicht verborgen geblieben. Der Sonnyboy will mehr! Das städtische Zukunftsszenario, das sprudelnde Tourismus-Einnahmequellen verspricht, findet sich bereits auf der Bildergalerie seiner Homepage über dem selbsterklärenden Titel "Sommer, Sonne, Strand & Meer". Weil sich in der Stadt kein Dreitausender aufschütten lässt, greift der SPD-Politiker zur bewährten Blaupause. Dafür muss lediglich die Graßlfinger Kiesgrube geflutet werden. Aus dem einsamen Olchinger Badesee wird flugs der Teil einer Seenplatte. Fehlt nur noch die Einbindung ins transkontinentale Gewässernetz. Überall in der Olchinger Peripherie sprießen bereits Stellplätze für Wohnmobile aus dem Boden, wie etwa in Fürstenfeldbruck direkt an der Amper als künftigem Zufluss der Olchinger Seenplatte. Müssten nur noch diese renitenten Rasso-Pilger bekehrt werden. Ende Juni wollen sie unter Führung des Brucker Forums partout zu einer fünftägigen Umwanderung des Ammersees aufbrechen. Noch wollen sie nicht wahrhaben, dass ihnen andernorts eine zentrale Rolle als erste anbrandende Öko-Tourismus-Welle zugedacht ist. Rund um den Graßlfinger Kiesweiher ließe sich inmitten einer abwechslungsreichen Landschaft schon der eine oder andere kurzweilige Tag verbringen.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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