Bürgermeister zu sein, ist kein Beruf. Es ist ein Amt. Und das hat man 24 Stunden, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr." Sätze, die in unterschiedlicher Variation gerade durch die Reden der Bürgermeisterkandidaten des Landkreises wabern. Subtext: Ich bin für die Bürger da, habe stets ein offenes Ohr, auch Samstag früh beim Semmelholen. Das Umsetzen des Versprechens gestaltet sich dann aber doch etwas schwieriger. Denn wie und wann, wenn nicht beim örtlichen Bäcker, soll das Stadtoberhaupt die Anliegen entgegennehmen? Viele Bürgermeister greifen dann gern zur öffentlichen Sprechstunde. Doch auch die beinhaltet Tücken: Welcher Berufstätige findet an einem Mittwochnachmittag schon die Zeit, dem Bürgermeister sein Leid zu klagen? Da muss man schon mal kreativ werden.
So fügte Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl zu seiner regelmäßigen Sprechstunde (Donnerstag, zehn bis zwölf Uhr) noch eine Abendsprechstunde hinzu; ebenfalls donnerstags, dann von 17 bis 19 Uhr, öffnet er ratsuchenden Bürgern seine Tür, nach vorheriger Anmeldung. Die Germeringer müssen da schon sehr früh aufstehen: Wer mit Bürgermeister Andreas Haas sprechen will, muss zwischen sieben und 8.30 Uhr morgens ins Rathaus kommen. Dafür ohne vorherige Anmeldung.
Olchings Bürgermeister Andreas Magg ist das alles zu umständlich. Er will jetzt umsteigen, auf digital. Die Idee: ein Chatsystem. Einmal im Monat, Start wohl im September, soll der Kanal über die Webseite geöffnet werden. Eine Stunde lang können Bürger dann mit dem Bürgermeister chatten: "Wie bei WhatsApp", sagt Pressesprecherin Julia Henderichs. "Es geht um eine unbürokratische Erreichbarkeit, eine direkte Bürgerkommunikation". Zwar nicht 24 Stunden, sieben Tage die Woche - aber zumindest eine Stunde lang.