Mitten in Olching:Briefe an den Osterhasen

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Die CSU hat einen neuen Brauch erfunden

Kolumne von Heike A. Batzer

Lange galt die Biene vielen Menschen eher als lästiges und bisweilen auch gefährliches Insekt, das zu schmerzhaften Stichen fähig ist. Das hat sich seit dem Artenschutz-Volksbegehren gelegt. Seither schmücken sich die unterschiedlichsten Institutionen mit der Biene, die Bauern etwa, die sich neuerdings als deren besondere Freunde und Blühwiesenbewahrer gerieren. Oder die Grafrather CSU. Sie hat den Trend der Zeit schnell erkannt und das Idyll einer Biene an pinkfarbenen Blüten auf eine Karte gedruckt und dazu ein paar Ostereier abgebildet, mit der örtlichen Rassokirche bemalte und mit dem bayerischen Rautenmuster bedruckte - und fertig ist der CSU-Ostergruß, den sie in den Briefkästen im Ort verteilte.

In Olching sind die Christsozialen noch aktiver, schicken sogar den Osterhasen los, um die Kinder mit Geschenken zu erfreuen. Ja, ist denn schon wieder Ostern?, möchte man deshalb rufen in Anlehnung an einen Sinnspruch des berühmten Poeten Franz B., der sich allerdings über das zeitig nahende Weihnachtsfest wunderte. Ostern oder Weihnachten, was macht das noch für einen Unterschied? Allerorten und zu allen Zeiten gibt es Geschenke, manchmal müssen sie immerhin noch selbst gefunden werden wie bei der Osternestsuche der Maisacher Frauen-Union. Auch mit der Möglichkeit, Eier nicht nur zu essen, sondern auch damit zu spielen, versuchen Veranstalter die Massen an Ostern anzulocken. Da trifft es sich gut, dass das Wetter an diesen prall gefüllten Festtagen schöner sein wird als an allen dreißig Osterfesten zuvor.

Nie freilich sind Weihnachten und Ostern näher zusammengerückt als diesmal. Wir blicken dazu noch einmal nach Olching, wo der Osterhase nicht nur Geschenke verteilt, sondern auch Briefe der Kinder entgegen nimmt. Als "besonderen Service" kündigt die CSU dies an, überdies werde der Osterhase jeden Brief persönlich beantworten. Dabei dachten wir, man schreibe Briefe nur an das Christkind. Vorbei, die Zeiten! Da bleibt uns nur noch zu sagen: Lieber Osterhase, lass dich nicht zum Affen machen!

© SZ vom 20.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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