Mitten in Olching:Ausbruch aus der Routine

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Am Tag des kostenlosen Busfahrens im Landkreis verschläft so mancher diese Gelegenheit

Kolumne von Erich C. Setzwein

Männer unterliegen morgens einem Express-Ritual, das aus einem noch so zerknautschten, verschlafenen Gesicht ein frisches Business-Antlitz macht. Dass sie schon kaum mehr darauf achten, wie sie dieses kleine Wunder jedes Mal aufs Neue schaffen, hat mit der Routine nach dem ersten, noch verschleierten Blick in den Spiegel zu tun: "Ich kenn Dich zwar nicht, aber ich rasier' Dich trotzdem." Der Weg ins Büro ist gut eingeübt - sonst kämem sie ja nie an -, selbst der Griff zur ersten Tasse Kaffee. Alles Routine. Auch Frauen, diese wunderbaren und für manche Männer immer noch unbegreifbaren Viele-Aufgaben-gleichzeitig-Bewältigerinnen, kommen ohne Routinen nicht aus.

So ist das immer Gleiche, oft auch Eintönige also beiden Geschlechtern nicht fremd, und wer die Ausnahme von der Regel entdecken will, muss mit wachen Augen durch den Alltag gehen und letztlich eine Entdeckerin und ein Entdecker sein. So eine Gelegenheit gab es vergangenen Freitag, als das Landratsamt Fürstenfeldbruck alle Menschen im Landkreis zu kostenlosen Fahrten mit den mittlerweile 42 Regionalbuslinien animieren wollte. Tage-, ja wochenlang vorher war plakatiert worden, wurden Handzettel verteilt, am Stand der Behörde auf der FFB-Schau in Olching wurde dafür geworben. Und alle Busunternehmer, die die Linien 803 bis 889 bedienen wurden behördlicherseits unterwiesen. "Egal ob Freizeit oder der Weg zur Arbeit einfach einsteigen und ausprobieren so oft sie wollen" lautete die punkt- und kommalose Einladung. Und die Initialen des Landkreises waren bei dem Slogan "Fahren Sie mit Familie und Freunden klimafreundlich Bus im Landkreis Fürstenfeldbruck" auch noch fett hervorgehoben.

Am Montag nach der Aktion war man bei den ÖPNV-Experten im Landratsamt ganz angetan von der Resonanz. Nur die Werbebotschaften in grün und blau sind bei manchen Busbenutzern, wie ein Beobachter berichtete, wohl in der täglichen Routine des morgendlichen Einsteigens und des Kurzstreckenstempelns nicht angekommen. Und auch der Fahrer war sich seiner Aufgabe nicht bewusst, an diesem Tage die Routine zu durchbrechen und einfach mal Werbung für sich und die kostenlose Fahrt zu machen.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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