Mitten in Mammendorf:Störenfriede im Geäst

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Saatkrähen in den Wohngebieten sind lästig, doch die Tiere wurden aus ihren natürlichen Brutgebieten vertrieben

Kolumne von Peter Bierl

Die Saatkrähen haben sich in Mammendorf niedergelassen und damit auch den Westen des Landkreises erreicht. Dort ist genügend Platz, könnte man meinen, auf den Äckern und Wiesen, in den Feldern und Wäldern. Aber so richtig ländlich ist es dort auch nicht mehr. Schon vor etlichen Jahren hat der Bund Naturschutz über den enormen Flächenfraß in Mammendorf geklagt. Überall Gewerbebauten, Einfamilien- und Doppelhäuser soweit das Auge reicht, man könnte sich in Olching oder sonstwo in der Suburbia wähnen.

Wilde Tiere stören diese Idylle, beanspruchen sie doch glatt auch noch ein Fleckchen Erde und ein Lebensrecht, dabei schmutzen sie bloß und machen zu viel Lärm. Da wird manch einer schon mal handgreiflich. Als vor geraumer Zeit die Biber manche Mammendorfer nervten, blieben vier Tiere auf der Strecke, von Unbekannten möglicherweise vergiftet. Wer ungestraft Bäume fällen will, sollte eben Zweibeiner sein. Es folgte eine "Invasion der Gänse" am Badesee, einige Dutzend Exemplare waren gesichtet worden, die trotz aufdringlichen Schnatterns und Kotens nicht erschossen werden durften, weil aufgeklärte Bürokraten auf Schonzeit pochten.

Jetzt also die Saatkrähen. Woher sie kommen, ist ungewiss. Es könnten Geflüchtete aus dem Osten sein, wo sie schon in Bruck, Eichenau, Germering, Gröbenzell, Maisach und Olching aufgetaucht sind, seit man begonnen hat, sie in Puchheim zu verjagen. Oder aber aus Untermeitingen im Westen am Lech. Dort ließ ein Bauer fünf der intelligenten Tiere auf seinem Feld von Galgen baumeln, zur Abschreckung von Artgenossen oder um aller Welt vorzuführen, was für ein harter Typ er doch ist.

Splitterkolonien würde es gar nicht geben, ginge es nach dem Mammendorfer Gemeinderat. Das Gremium hat eine Abschussgenehmigung beantragt, statt mit anderen Kommunen zu kooperieren und nach einer Lösung zu suchen, die vielleicht zur friedlichen Koexistenz führt. Die Obere Naturschutzbehörde der Regierung wird die Genehmigung vermutlich verweigern. Zu befürchten steht, dass mancher wieder selbst aktiv wird.

© SZ vom 15.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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