Mitten in Malching:Verhüterli auf Wanderschaft

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Schirmschutz aus Plastik nimmt Kurs auf den Landkreis

Kolumne Von Erich C. Setzwein

Das Bemühen ist auf beiden Seiten erkennbar, auf Plastik ganz zu verzichten oder dessen Einsatz zumindest einzuschränken. Das fordert vom Kunden im Germeringer Einkaufszentrum und dem Konsumenten im Discounter von Mammendorf etwas mehr Voraborganisation, aber eigentlich ist es mit einem Stoffbeutel schon getan. Während sich auch in den Geschäften ein Umdenken andeutet und zum Beispiel ein Brucker Textilhaus schon seit längerem vom Kunden erwartet, dass er selbst für den Transport sorgt, da weht aus der Münchner Innenstadt die eine oder andere Plastiktüte in den Landkreis. Eine, mit der weder ein guter Lebensmitteleinzelhändler noch Mutter-Vater-Kind etwas anfangen können. Es sind lange, schmale Tüten, deren Sinn sich erst erschließt, wenn Umlandbewohner die Landeshauptstadt besuchen - und es regnet.

In den schicken Boutiquen der Fußgängerzonen darf nämlich nichts nass werden. Die Regenschirme der Kunden aber sollen auch nicht den Eingangsbereich vernässen. Und so bekommt jeder Regenschirmbesitzer entweder einen transparenten Überzieher gereicht oder reißt ihn sich selbst von einem Tütenbündel. Dennoch bleiben die Läden von Apple bis Zara nicht trocken. Denn nicht alle machen die neue Tropfwasserverhütungsmethode für Stockschirm und Knirps mit, werfen gar den nassen Schirm einfach neben die Tür. In der Hoffnung, nach ausgiebigem Shopping den Schirm weder zu vergessen noch einen falschen mitzunehmen. Da bilden sich dann die Lachen, die nicht entstanden wären, würden wie früher in den Läden Schirmständer stehen. In den USA und in Asien sind inzwischen Beutelspenderautomaten an Eingangstüren zu sehen, es gibt schon automatische Geräte "Umbrella Bagger".

Was bleibt, ist der immense Plastikmüll, weil jeder Kunde beim Verlassen der Shops das Schirmverhüterli zu entsorgen versucht. Weil es aber auch keine Papierkörbe gibt, landet die Hülle auf dem Boden, auf der Straße oder wird in der S-Bahn bis Buchenau oder Malching gefahren. Zu gebrauchen sind die nassen Sackerl nicht mehr. Mülltourismus auf neue Art, könnte man sagen. Aber Hauptsache, es wird beim Metzger nur noch mit der mitgebrachten Tupperware eingekauft.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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