Mitten in Maisach:Wunderliche Tage

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Über Ostern haben die mutwilligen Sachbeschädigungen zugenommen. Andere Täter waren in der Tierstation Überacker am Werk, und das deutlich produktiver: Die Zahl der Kaninchen ist sprunghaft angestiegen

Von christian hufnagel

Ostern ist natürlich von seinem Ursprung her schon immer eine wunderliche Sache. So teilen uns die christlichen Gemeinden im Fürstenfeldbrucker Westen mit, dass sie sich "erstmals zu Ostern auf liturgischer Ebene begegneten" und am Sonntagmorgen gemeinsam das entsprechende Feuer entfachten. Dieser kleine lokale Höhepunkt der Ökumene ist im 21. Jahrhundert nicht unbedingt mehr ein Wunder, aber offensichtlich doch noch von solcher Bedeutung, es per Presseerklärung der Öffentlichkeit mitzuteilen. Fern aller religiösen Aspekte musste die Erfahrung des Wundersamen aber auch die Polizei im Landkreis machen. Einigen bekam die viele Freizeit offenbar schlecht. Eine ungewöhnliche Anhäufung von Sachbeschädigungen bestimmt jedenfalls die Berichte der Inspektionen. Da wurden ein Verkehrszeichen umgebogen, eine S-Bahn besprüht, eine Supermarktscheibe eingeschlagen und gleich mehrere geparkte Autos malträtiert. Quer durch den Landkreis trat dieses Phänomen auf, das man nur höchst verwundert zu Kenntnis nehmen kann.

Geradezu wunderlich aber war der "Notruf", den die Tierfreunde Brucker Land sinnfällig am Ostersamstag absetzten. Denn während alle (Kinder-)Welt auf den Osterhasen wartete, hatte eine Untergattung dieses (Fabel-)Wesens ihrem Ruf als Fruchtbarkeitssymbol alle Ehre gemacht. Und die Menschen an einen Wesenszug erinnert, den das Lexikon so wunderbar lexikalisch mit "hohe Reproduktionsleistungen" beschreibt. Kurz: Die von ihnen betreuten Kaninchen hatten sich zum "Entsetzen" der Tierfreunde binnen zwei Wochen fast verdoppelt und auf 120 vermehrt. Die Gehege in Überacker sind derart überfüllt, dass die Betreiber "dringend" Abnehmer suchen. Damit haben die Brucker Tierfreunde zwar kein österliches, aber so doch ein biologisches Wunder erlebt. Die weiblichen Tiere verfügen nämlich über einen "Uterus duplex", zwei unabhängig voneinander funktionierende Fortpflanzungsorgane.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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