Nun ist das neue Jahr ja schon ein paar Wochen alt und immer noch wird es von guten Wünschen begleitet. Was bisweilen ein wenig befremdlich wirkt, denn schon in etwas mehr als zehn Monaten wird wieder ein neues Jahr beginnen und das Spiel von vorne los gehen. Damit steht die berechtigte Frage im Raum, wie lange man anderen den Wunsch nach einem "glücklichen neuen Jahr" überhaupt zuteil werden lassen soll. Bis wann ist es sittlich geboten, ab wann lächerlich?
Nun, wir haben es befürchtet: Über alle möglichen Verhaltensfragen helfen Etikette und Knigge hinweg, aber für den letzten vertretbaren Neujahrsgruß gibt es kein empfohlenes Zeitlimit. Vor allem in den ersten Januartagen gelten die guten Wünsche als angebracht - aber auch später noch, falls sich zuvor keine Gelegenheit ergeben haben sollte.
Ihre Neujahrsgrüße zeitig unters Wahlvolk bringen wollen auch die politischen Parteien, weshalb sich die von ihnen veranstalteten Neujahrsempfänge in den ersten Wochen des Jahres geradezu drängen. Bisweilen muss der ganze Monat Januar ausgereizt werden, weil der Festredner ein besonders gefragter Vertreter seiner Gattung ist und keinen anderen Termin mehr frei hat. Besonders viel Zeit gelassen hat sich die Maisacher SPD, die ihre Veranstaltung am kommenden Samstag unter das Motto "Willkommen 2016" stellt und den Begriff Neujahrsempfang mitten im Februar damit auf elegante Weise umschifft.
Denn wenn die Maisacher Genossen zusammenkommen, ist auch der diesjährige Fasching und selbst der Start der Fastenzeit schon vorüber. Macht aber nix. Denn nicht nur die meteorologischen Jahreszeiten verschieben sich, auch der Event-Kalender rückt immer näher zusammen. So hat der Neujahrsempfang eigentlich das ganze Jahr über Saison. Er kommt dann nur anders daher - als politischer Aschermittwoch oder als politischer Abend im Bierzelt.