Mitten in Maisach:Reine Geschmackssache

Lesezeit: 1 min

Grün ist die neue Apfelfarbe auf dem Schorlen-Etikett. Und auch das Wasser ist anders. (Foto: privat)

Jetzt britzelt's: Limo aus Mineralwasser

Von Erich C. Setzwein

Wasser transportiert Informationen, heißt es. Sehr sensible Menschen glauben an die Botschaften, die Flüsse weitertragen. Es gibt Sommeliers, die Wässer nicht nur auseinanderhalten, sondern auch den Geschmack fein definieren können. Und dann gibt es noch empfindliche Gaumen, die Veränderungen in Produkten herauszuschmecken glauben, die sie schon lange konsumieren. Jüngst hat es bei der Brauerei Maisach Veränderungen gegeben, aber gottlob nicht bei der hellen Perle und dem dunklen Räuber Kneißl. Es sind die alkoholfreien Getränke, die nun anders schmecken.

Der Aufschrei darüber ist leise, aber vernehmbar. Die Limonaden haben schließlich ihre Fans. Zitrone ist für den 50-Prozent-Anteil in Radler und Russ' vorgesehen, Orange für den Durst zwischendurch, und der Spezi, auch wenn der Maisacher Cola-Mix nicht so heißen darf, für alle zwischen 14 und 94. Und dann ist da noch die Apfelschorle, erste Wahl aller Autofahrer. Doch Schorle und Co., meinen Verbraucher, schmecken ein wenig anders.

Seitdem der neue Besitzer der Brauerei, Michael Schweinberger, die zu große, veraltete, stromfressende und für die neu verwendeten dickeren Euro-Flaschen ungeeignete Abfüllanlage stillgelegt hat, müssen Bier und alkoholfreie Getränke bei einem sogenannten Lohnabfüller in die Flaschen gebracht werden. Während das Bier in einem handwerklichen Brauprozess und nur mit jenen Zutaten, die seit 500 Jahren durch das Reinheitsgebot vorgeschrieben sind, entsteht, können die Mixgetränke leicht außerhalb der Brauerei hergestellt werden.

Vor allem wird Wasser benötigt. Und das kam in der Maisacher Mischung stets aus dem Hahn der Brauerei. Beste Qualität aus gemeindlichen Brunnen. Seit die Abfüllung an einen anderen Ort des Landkreises verlegt wurde - Schweinberger hüllt sich über die genaue Lage in Schweigen - wird nun Mineralwasser für die Zubereitung der alkoholfreien Getränke verwendet. Und das, sagt zumindest der Brauereibesitzer, enthält Salze, die den Geschmack beeinflussen können, auch wenn die Rezeptur dieselbe sei wie vorher. Entsprechend wurde das Etikett geändert. Man halte sich an die gesetzlichen Vorgaben, sagt Schweinberger. Aber an den Geschmack von früher nicht.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: