Mitten in Maisach:Punkte für den Klimaschutz

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Wie ein Feuchtgebiet die Gemeinde reich macht

Kolumne von Erich C. Setzwein

Die moderne Form der Inquisition findet regelmäßig am Ende eines Einkaufs statt. Im "Shop-Ausgang", wenn der "Warenkorb" erscheint, wird nach irgendwelchen Gutscheinnummern gefragt, ob ein Konto angelegt werden soll und ob man nicht gleich 500 "Basispunkte" haben will, wenn man "Member" oder "Friend" wird. Da das einfach nur weggeklickt werden kann, um den Bezahlvorgang möglichst rasch abzuschließen, folgt auch nicht so eine peinliche Befragung wie an manchen Supermarktkassen im Landkreis. Ob man denn die "Deutschland-Card" habe oder bei "Payback" sei? Wem dann ein schlichtes "Nein" herausrutscht, dem kann es passieren, dass dann bei der geschulten Kassenkraft ein Programm abläuft und sie das im Rabattpunktesammelseminar Gelernte herunterbetet: Heute sei es besonders leicht, diese Karte schnell zu bekommen - und die Punkte auch. Standhaft, wer sich dann bekehren ließe und anderen Punktekarten abschwört.

Ja, die Punkte. Auch in Maisach werden welche vergeben. Die aber sollen dem Klimaschutz dienen und könnten die Gemeinde in die Lage versetzen, vielleicht sogar am weltweiten CO₂-Handel teilzunehmen. Maisach und global, geht das zusammen? Ein Feuchtgebiet macht's möglich. Das Fußbergmoos auf Maisacher und das Palsweiser Moos auf Bergkirchner Seite, früher einmal einfach das Maisacher Moos, haben seit der Eiszeit so viel Kohlenstoff gespeichert, dass Maisach in diesem Sinne reich ist. Denn wird der moorige Boden weiterhin immer schön nass bleiben, dann kann das CO₂ nicht entweichen. Fällt es dagegen trocken, blubbert das klimaschädliche Gas aus dem Torf wie Sprudelblasen aus der Limoflasche. Nun gibt es aber staatliche Programme, die es ermöglichen, dass Maisach seinen Teil des Mooses so schützt, dass kein CO₂ mehr entweichen kann, die Gemeinde kann sich Punkte auf ihr Ökokonto gutschreiben lassen und so schneller zur klimaneutralen Gemeinde zu werden. Ein paar Anstrengungen mehr sind natürlich schon möglich, aber möglich wäre bei einem Überschuss sogar der Einstieg in den Handel mit CO₂-Zertifikaten. Klingt in der aktuellen Diskussion alles ganz toll, aber was alle beim Punkten ums Klima bislang übersehen haben: Die Natur gibt keinen Rabatt.

© SZ vom 27.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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