Mitten in Maisach:Geheimnisvoller Bürgermeister-Trip

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Als Stadtoberhaupt hat man es nicht immer leicht: Rund um die Uhr für die Kommune da sein. Für Urlaub bleibt da keine Zeit. Ein Schreiben aus Maisach lässt deshalb aufhorchen

Kolumne von Stefan Salger

Kommunalpolitiker haben es nicht leicht, das ist in Maisach nicht anders. Selten ernten sie die Lorbeeren dafür, dass sie tagein, tagaus unermüdlich das Feld des Bürgers bestellen und beackern. Ein schöner Urlaub jenseits des lokalen Tellerrands als Belohnung? Keine Zeit! Ein kleiner Trost mag es sein, wenn man in offizieller Mission zumindest mal eine Delegation in eine Partnerstadt führen darf. Der Blick nach Fürstenfeldbruck zeigt, wohin die Reise gehen könnte: als da wären das US-amerikanische Wichita Falls, das französische Livry-Gargan, das italienische Cerveteri, das spanische Almuñécar sowie das kroatische Zadar. Ein Strauß an Optionen.

Und dennoch: Wie viel einfacher haben es Reiseleiter! Die müssen ihre Kunden nicht alle paar Jahre darum bitten, das Kreuzchen an der richtigen Stelle zu setzen und dürfen sich ganz offiziell für ihre Dienstleistung bezahlen lassen. Zudem können sie regelmäßig die interessantesten Ecken dieser Welt besuchen. Während Politiker sich mit kleinräumigen Rezepten gegen den Klimawandel herumzuschlagen haben, nimmt es einem Reiseleiter kein Mensch übel, wenn er ganz ohne Flugscham Richtung Sonne, Strand und Meer jettet. Ist schließlich sein Job.

Mit leuchtenden Augen widmen wir uns nun der Lektüre, die am Mittwoch den Weg aus der Gemeinde Maisach in die SZ-Redaktion gefunden hat. Diesmal geht es weder um die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung noch um Strategien, um die Schulden von 44 Euro in den Griff zu bekommen, die auf jeder Bürgerschulter lasten. Wir lesen: "Fahren Sie mit einem modernen Fünfsterne-Reisebus und vielen Pausen nach Tar." Und weiter: "In den nächsten Tagen besichtigen Sie die Grotte von Postojna, die Stadt Pula, den Nationalpark Brjuni. Sie fahren mit dem Schiff nach Rovinj. Sie fahren nach Krk und Opatja... Bei Interesse bitte melden bei Petra Seidl unter Telefon 08141/94 460 oder Pe.Sei@web.de.

Ach ja, beinahe hätten wir's vergessen: Ganz vorn dabei ist bei der Sause vom 14. bis 19. September "zur schönsten Halbinsel Istriens" ein gewisser Herr Hans Seidl. Vielleicht will der Bürgermeister ja in Istrien seine Qualitäten als Reiseleiter unter Beweis stellen. Ein zweites berufliches Standbein?

Kann aber auch sein, dass Seidl einfach mal raus will. Mit seiner Gemeinde ist er ja ordentlich gehandicapt: Maisach hat zwar nicht weniger als 24 arbeitsintensive Ortsteile. Aber keine einzige Partnerstadt. Prompt macht ein Gerücht die Runde: Seidl sei undercover unterwegs - Anbandel-Verhandlungen mit Pula!

© SZ vom 10.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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